Erstmal danke für die Antwort.
...Nach Genrich und Rech geht der Name der Sachsen möglicherweise auf Krieger der Chauken zurück, die nach ihrer Hauptwaffe, dem Sax, benannt wurden.
Die Sachsen waren allerdings ein mit den Franken, Bajuwaren u.a. während der Völkerwanderung entstandenen Kriegerbünden aus jeweils mehreren Stämmen (vglbar dem nordamerikanischen Irokesen-Bund [5 Stämme] späterer Zeit) konkurrierender Bund, der an der Nordsee beheimatet war und mit den heutigen (Ober-)Sachsen nichts zu tun hat, wohl aber mit Nieder- und Angelsachsen.
Es ist überliefert, dass sie bei einem Stammestreffen entgegen dem Brauch ihre Kurzschwerter bzw langen Messer (das Wort steckt auch in Messer < meat-sax) unter dem Gewand verbargen und damit ihre unbewaffneten Gastgeber in der Nacht töteten. Daher und von andauernder Streitsucht nebst Mord und Totschlag (auch in den eigenen Reihen) rührte ihr schlechter Ruf unter den anderen Stämmen her. Inwieweit das Kriegspropaganda ihrer siegreichen Gegner, der Franken, war, lässt sich heute nicht mehr überprüfen. Allerdings haben die vereinigten Sachsen, Angeln und Jüten in Britannien ähnlich gehaust und die einheimische Bevölkerung unterdrückt (britische Männer durften nicht heiraten), die Reste römischer Kultur weitgehend ignoriert - also im römisch-zivilisatorischen Sinn echte Barbaren.
Mir scheint es sehr problematisch, die heutige Politik der englischsprachigen Länder auf Traditionen der Angelsachsen zurückzuführen. Irgendeinen über Jahrhunderte hinweg wirkmächtigen Text wie das Alte oder Neue Testament scheint es da ja nicht zu geben. Und die kulturellen Einflüsse auf England sind doch sehr zahlreich.
Erst waren da die Kelten, dann sind die Angelsachsen gekommen, aber 1066 gab es die Invasion durch einen französischen Adeligen. Als dessen Familie schon nach einer Generation ausgestorben ist, haben die ebenfalls französisch geprägten Stephen und Maud sich um den Thron bekriegt, und mit Mauds Sohn Heinrich II. ist dann das französisch geprägte Haus Plantagenet an die Macht gekommen, bis Heinrich VII. sich den Thron, man kann fast sagen, gekauft hat (Shakespeare: Yockey of Norfolk be not too bold, for Dickon thy master is bought and sold). Heinrich VII. ist bei seinem Onkel Jasper Tudor, der auch bei Bosworth das Militärische für seinen Neffen erledigt hat, aufgewachsen und daher walisisch geprägt, hat vielleicht auch die Sprache gesprochen. Seinen erstgeborenen Sohn Arthur (Arthus!, wohl auch ganz bewußt so genannt in einem Versuch, an die keltische Tradition in Wales anzuknüpfen) hat er in Wales erziehen lassen. Arthur ist aber noch zu Lebzeiten seines Vaters verstorben und es kam der kaum walisisch beeinflußte Heinrich VIII.
Prägend für das moderne England scheint mir einmal die wirtschaftliche Entwicklung unter Heinrich VII., die wahrscheinlich für die einfache Bevölkerung viel rücksichtloser gewesen ist als es die Herrschaft Richards III. geworden wäre. Die Anfänge des massiven Flottenbaues waren ja in den letzten Lebensjahren Heinrichs VII. Zum zweiten wäre da die Vereinigung der Throne unter James, wodurch die ständige Drohung einer Allianz Schottlands mit einem Partner auf dem Festland (traditionell immer Frankreich) vom Tisch war und der Weg frei wurde für die Politik, jede wirtschaftlich einigermaßen prosperierende Macht auf dem Festland in verheerende Kriege zu verwickeln, von denen England selbst immer verschont geblieben ist. Dieses geopolitische Privileg haben die kulturell englisch geprägten US-Amerikaner ja auch.
Demgegenüber scheint mir Einfluß irgendwelcher sächsischen Bräuche viel entfernter.
Dieses Muster zieht sich auch durch die spätere Eroberungsgeschichte und nahm erst ab Mitte des 19.Jhdts allmählich ab, wobei kolonialer Dünkel noch lange blieb. Aber das galt für andere europäische Kolonialmächte ebenso.
Dem zweiten Satz möchte ich mich anschließen.
Die russische Ostexpansion ist formal mit der US-amerikanischen Westexpansion vglbar, nur verharrte die russische im Norden langezeit im Stadium der nordamerikanischen Trapperzeit (vglbar Kanada), weil die ausgedehnten Prärien fehlten und die südlichen Steppen von sehr wehrhaften Nomadenvölkern belegt waren, von denen ständige Gefahren ausgingen. Immerhin hatten diese einst Mittelasien erobert, nachdem sie zuvor schon seit vielen Jhdten dort eingesickert waren. Diese nach vorhergehender arabischer und nachfolgender turktatarisch-mongolischer Eroberung moslemischen Gebiete wurden im Zuge einer Südexpansion erobert, während solche Eroberungen in den USA erst gegen Ende der Westexpansion erfolgten (und in modifizierter Form quasi bis heute fortdauern, erst nach Westen und Süden, schließlich auch nach Osten).
Das sehe ich auch so.