Ich verstehe Wagenknecht dahingehend, dass sie sagt, die NATO-Erweiterung sei das Motiv für Russlands Angriffskrieg. Also Russland sei das Opfer der NATO, weshalb der Angriffskrieg zwar nicht gerecht, aber doch verständlich sei.
Es gibt eine Liste von möglichen Motiven für den Angriffskrieg. Die mögliche Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO ist ein mögliches Motiv. Wobei es sich ja so verhält, dass Scholz und Macron das zumindest mittelfristig ausgeschlossen hatten - weder D noch F haben ein Interesse an militärischen Auseinandersetzungen in Europa nur wegen diesem Punkt. Das hatte schon Merkel nicht, also gibt es hier eine Kontinuität. Selensky hatte einen Verzicht angeboten, unter Bedingungen. Für Moskau war das nicht genug, sie wollen die Kontrolle über den Donbass, die Krim und umzu, am liebsten über Kiew. Zudem war es absehbar, dass Schweden und Finnland sich durch den Angriffskrieg so bedroht sehen, dass sie NATO-Mitglieder werden wollen, genauso wie die schon von Macron 2019 für tot erklärte NATO erstarkt. Alles womit Moskau rechnen musste, wenn sie nicht komplett verblödet sind, was wir ihnen nicht unterstellen möchten. Mag sein, dass die NATO ein schwaches Motiv für den Angriffskrieg war, aber sicher nicht das Hauptmotiv. Ich bin sicher: dieser Punkt hätte schon im März verhandelt werden können, wenn Moskau das gewollt hätte.
Die Hauptmotive des russischen Angriffskriegs sind die Beibehaltung des Status-quo in den Ländern, die ehemals sowjetische Einflussgebiete waren, welche durch Farbebrevolutionen gefährdet sind, damit also des Status-quo in Moskau, und der völkisch-imperialistische Panslawismus, welchen sie ja auch fortdauernd lautstark propagieren seit Beginn des Abgriffskrieges. Mit letzteren Motiven gibt es keine Verhandlungsgrundlage. So blöde ist Moskau nicht, dass es das nicht weiß. Trotzdem wird täglich eskaliert, indem das völkisch-imperialistische Motiv verbal betont und ausgeweitet wird. Keine Ahnung, warum die Befürworter:innen von sofortigen Verhandlungen das nicht wahrnehmen wollen.
Wie, bitte, sollen also Verhandlungen aktuell aussehen? Ja sagen zum russischen Imperialismus? Die Ukraine Putin zum Geburtstag schenken? Und danach das Baltikum, Polen, Georgien, Rumänien, Bulgarien, Kasachstan? Das soll links sein? Das soll Frieden sichern? Erkläre es mir, ich verstehe das nicht.