Es stellt sich doch schlicht die Frage, was höher zu bewerten ist.
Menschenleben - oder die Integrität eines Nationalstaates und dessen Grund und Boden.
Sich persönlich mit einem Nationalstaat zu identifizieren und dessen Integrität psychisch zu der eignen, ganz persönlichen Integrität zu machen - und deshalb diese Integrität bis zum eigenen Tod zu verteidigen.... das schaffen nur Idioten ..äh.. ich meine Patrioten.
Man kann unter russischer - bzw. Putins - Herrschaft leben. 144 Millionen Russen beweisen das tagtäglich. Manche leben schlecht, manche allerdings nicht.
Die Frage bleibt: Ist ein mehr oder minder schlechtes Leben unter Putins Herrschaft besser oder schlechter als der Tod?
Nun, ich denke, ALLES ist besser als der Tod. Denn der Tod bedeutet neben dem Ende des eigenen Lebens auch das Ende jeglicher Hoffnung. NICHTS wird besser durch den Tod, nicht einmal die Hoffnung auf Besseres. Denn ein toter Mensch kann nichts mehr erleben. Auch nicht das möglicherweise Bessere in der Zukunft.
Dazu kommt obendrein, dass man nicht einmal unter Putins Herrschaft leben müsste. Ja, Russland ist groß, aber Russland ist nicht die Welt.
Also sterben die ukrainischen Kämpfer für ein Ideal. Für die Vorstellung einer Nation. Patrioten eben. Wer kollektiv in diesen Irrsinn rennen will, soll es tun dürfen. Aber niemand soll es wagen, Pazifisten die das Leben eben höher schätzen als eine Idee von Nation, Vorwürfe zu konstruieren!
Putin hat mit diesem Krieg einen schweren Fehler begangen. Doch das Ausschlaggebende ist nicht das moralische Versagen - man schickt keine Soldaten, die Unschuldigen Leid bringen. Es ist auch nicht das rechtliche Versagen - Angriffskriege sind völkerrechtlich schlicht verboten. Es ist das strategische Versagen, welches Putin und Russland zum Verhängnis wurde und wird.
Es ist ein strategisches Versagen, durch diesen Angriffskrieg dem Westen die Möglichkeit zu schenken, einen Stellvertreterkrieg zu führen. Nicht nur bei den Rüstungsunternehmen müssen die Sektkorken geknallt haben, als der Angriff bekannt wurde - auch bei allen mehr oder minder kalten Kriegern im Westen.
Und DESHALB ist es für den Westen und allen seinen Propagandisten so wichtig, dass dieser Krieg geführt wird. Man kann Russland schädigen. Und ich wage die Prognose, dass Russland diesen Krieg so hoch bezahlen wird, dass man ohne Zögern von "verlieren" sprechen kann.
Es gibt auch kein Anzeichen für ein Ende dieses Krieges. Putin ist in seiner eigenen Entscheidung gefangen. Ein Rückzug ohne "Kriegsgewinn" wäre sein eigenes Ende. Und die Ukraine hängt an den Versprechungen des Westens, diesen Krieg mit allen Mitteln zu stützen. Und genau so lange wird das Kämpfen und das Sterben dort weiter gehen.
Wie konnte Putin das Debakel der Sowjetunion in Afghanistan vergessen? Als die UDSSR die kommunistische Regierung in Afghanistan stützen wollte und einmarschierte. 10 Jahre Krieg war die Folge, den Russland nicht gewinnen konnte, weil der Westen - die USA - Milliarden an Dollar ausgab, um die Menschen dort nicht nur mit irrig viel Geld und Waffen zu versorgen, sondern auch mit der nötigen ideologischen Verblendung. Erst Michail Gorbatschow konnte diesen Krieg beenden - indem er Alles wieder aus Afghanistan zurückzog und den Krieg als verloren betrachten musste. Und dann hat der Westen den Krieg gegen die selbst aufgebaute ideologische Verblendung verloren. Und wir als "Westen" werden noch lange daran zu tragen haben.
Die neue Frage ist: Wie wird die Ukraine der Zukunft aussehen? Der konstruierte Vorwurf Putins, es handle sich um eine Bande von Nazis könnte sich noch im Nachhinein als wahr herausstellen. Weil man einfach nur Nazi werden kann, wenn man einen unvergleichlich hohen Blutzoll für das Ideal einer eigenen Nation bezahlt hatte. Wie Afghanistan könnte die Ukraine zu einem Staat werden, der für Freiheit und Fortschritt nicht mehr taugt.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (11.08.2022 22:02).