Für Wissenschaft gilt das alle Fälle, da geht es ja darum rauszubekommen, wie die Dinge funktionieren. Da kommt es dann schon drauf an, dass man das richtig erkennt und analysiert…
Moral ist nicht mehr als ein Imperativ, beliebig und sich andauernd ändernd.
Nein.
Wir diskutieren ja nicht nur miteinander darüber, ob wir irgendwelche Naturereignisse richtig oder falsch beobachtet oder analysiert haben. Sondern wohl die meisten Diskussionen unter Menschen drehen sich um Fragen des richtigen oder falschen Handelns. Und auch in solchen Diskussionen wird ja argumentiert: Ich bin davon überzeugt, dass mein Handlungsgrundsatz richtig ist, lasse mich aber von Argumenten dazu bewegen, meine Meinung zu ändern (sonst in der Tat brauche ich meine Meinung nicht zu ändern, sondern setze sie durch Gewalt oder auch durch Überredung durch oder bin eben 'unterlegen').
Jeder, der diskutiert (auch über Moral! auch über Recht!) setzt gewisse Grundsätze voraus - schlicht dadurch, dass er diskutiert und nicht Gewalt anwendet: z.B. dass jeder Teilnehmer gleichermaßen eine Würde hat, dass Widersprüche aufzulösen sind und Ähnliches.
Deswegen ist auch die Vorstellung, dass jede soziokulturelle Gruppe ihre eigene Moral hätte, und diese prinzipiell miteinander unvereinbar, unüberbrückbar seien, falsch.
Entweder sind im Prinzip alle Menschen ernstzunehmende Diskussionsteilnehmer und es ist im Prinzip möglich, durch bessere Argumente Andere zu überzeugen und selber überzeugt zu werden, von wem auch immer - oder man sagt, hat alles keinen Zweck, wir hauen drauf, man muss überleben (eine Art hitlerscher Sozialdarwinismus).