Du meinst, wenn es um Tatsachenerkenntnis geht, bist du auf sicherem Terrain, da kannst du verschiedene Auffassungen mit der unabhöngigen Wirtschaft zu vergleichen, im Bereich des Handelns aber könne es keine "Wahrheit", keine derartige Sicherheit geben.
Man kann das aber andersherum betrachten und sagen: bei Moral und Recht geben wir uns selbst das Gesetz (das Wunder der Freiheit): Wir sind NICHT einfach Opfer unserer soziokultutellen Herkunft: Wir können auch im Bereich des Handelns argumentieren und abwägen - wir müssen das sogar tun, wir müssen ständig Entscheidungen treffen, denn wir sind keine Roboter oder vollkommen instinktgesteuert. Und da machen wir, wenn wir nachdenken, ALLE Unterschiede zwischen guten und schlechten Argumenten. Simples Beispiel: "Wenn ich x tue, ist mir Papa böse" ist kein gutes Argument; besser wäre: "Was wäre, wenn alle unter den Randbedingungen r x tun würden?"
Handlungsmaßstäbe sind NICHT beliebig, sondern unterliegen (ebenso wie jeder Meinungsaustausch) Regeln der Verallgemeinbarkeit.
(Und noch einmal: Aus der Beobachtung dessen, wie Menschen sich verhalten, kann man zwar soziologische Gesetzmäßigkeiten entwickeln, aber man kann aus dem Sein nicht auf das Sollen schließen.)