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mehr als 1000 Beiträge seit 01.05.2022

woher weiß der Bürger eigentlich, für welche Seite er Partei ergreifen soll?

nicht, dass ich jetzt Mitleid hätte, aber etwas schwierig ist die Sache schon. Jedenfalls, wenn man den Kriterien, die immerzu in Anschlag gebracht werden, Glauben schenken will.

Ein Angriffskrieg läge vor, gar ein völkerrechtswidriger. Das ist zwar genauegenommen ein Pleonasmus, aber egal. Manch einer weiß zu berichten, dass russische Soldaten in der Ukraine kämpfen und nicht umgekehrt, und hält das für ein Argument. Russland besetze widerrechtlich fremdes Staatsgebiet. Das tun Israel, die Türkei oder Marokko (...) auch. Überhaupt kommt es öfter vor, dass Soldaten uneingeladen auf fremden Territorium stehen, und dort Menschen töten, Städte bombardieren, usw..
Kurz: jedes der Kriterien, die als Argument in Anschlag gebracht werden, ließe sich auch anderswo anwenden, nur führt es dort eben nicht zur Verurteilung des "Agressors", sofern der überhaupt so benannt wird. Und wenn es kritisiert wird, führt es nicht automatisch zu Aktionen. Wie viele UN-Resolution gegen Israel sind am Veto der USA gescheitert?

Wie also findet sich der Bürger geistig moralisch zurecht in einer Welt, die vor Gewalt nur so strotzt, wo kein Tag ohne Krieg auskommt? In einer Welt, in der die USA immer wieder "regime change" und "nation building" betreiben? Wie schafft der Bürger es, von dem Recht souveräner Staaten zu reden, ohne irre darüber zu werden, dass es dutzende Fälle gibt, in denen die Souveränität nichts gilt.

Ganz einfach: die Presse sagt ihm, wer aus welchen Gründen zu verurteilen ist. Welchem Staat was zusteht, und welcher Staat unbedingt in seine Schranken gewiesen gehört. Und die Presse erfährt das wiederum von der Politik, sie nimmt Maß an den jeweiligen Zwecken, teilt die und berichtet entsprechend staatstragend und verantwortungsvoll, und entsprechend einseitig.

Der Bürger braucht eigentlich nichts wissen, ihm wird die einzig korrekte (bzw. geforderte) Stellung zu den Affären der "eigenen" Seiten mundgerecht serviert.

Hand auf Herz, wer wüsste schon wo genau die Grenze zwischen der Ukraine und Russland verläuft, und warum sie das tut. Wer weiß schon, welche Ortschaft zu welchen Staat gehört, und seit wann. Die gute Nachricht ist: muss man auch alles nicht wissen.

Für das Urteil, dass Russland in der Ukraine nichts zu suchen hat, braucht es weder Wissen noch Argumente. Diese Stellung darf und soll man unmittelbar einnehmen. Zuviel und vor allem umfassende Berichterstattung schadet eher und könnte den einen oder anderen glatt verunsichern.
Gefordert ist eine Kriegsmoral, die sich mit Kriegspropaganda erzeugen und bedienen lässt.

Übrigens, die geforderte Stellung könnte problemlos auch glatt anders herum erzeugt werden.

Die Ukraine ist ein durch und durch korrupter Staat - das war jedenfalls das offizielle Urteil des Westens bis vor dem Krieg. Seitdem hört man nicht mehr viel davon. Einzelne reiche Menschen (Oligarchen) beherrschen den Staat, und haben den zu ihrer persönlichen Bereicherung benutzt und geformt. Das bis 2021 durchaus in den MSM zu lesen und wurde dort auch nicht goutiert.

Die hiesige Presse hätte z.B. über den andauernden Beschuss des Donbass seit 2014 berichten können, über das Massaker in Odessa, und dass das strafrechtlich nicht aufgeklärt wird, obwohl es reichlich Zeugen und Videomaterial gibt.

Die Presse hätte vom Beschuss ziviler Einrichtungen berichten können, von Folter und Misshandlungen.
Sie hätte darüber berichten können, dass es eine Opposition nicht mehr gibt, weil sie verboten ist, dass die Medien der Ukraine gleichgeschaltet sind, dass Abweichler verfolgt werden, und gelegentlich einfach verschwinden, etc..

Kurz: es würde mehr als genug Material geben, um dem Bürger nahezulegen, dass die Ukraine ein failed state ist, in dem sich Oligarchen auf Kosten der Bevölkerung bereichern, wo Minderheiten verfolgt werden, usw.. Und das insofern dieser Staat keinerlei Unterstützung verdient, und Russland zurecht die Bevölkerung in Donbass schützen möchte und einen regime change anstrebt.

Glaubt ihr nicht? Vergleicht mal entsprechende Kriege, die der Westen geführt hat. Welche Begründungen er da jeweils in Anschlag gebracht hat, und ob sich das nicht auch in der Ukraine

Und dann würden die jetzigen Russlandhasser eben Ukrainehasser sein. Sie würden jeden Tag aufs neue von der Presse mit den "Fakten" beliefert, die sie in ihrer Haltung bestätigen.

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