Es wäre schon ein Fortschritt, wenn genau debattiert würde, wer genau wann welche Fehler gemacht hat.
Grundsätzlich unterscheide ich zwischen den Handlungen von Europa und USA/GB, so wie das Putin ja auch macht. Ich nehme an, dass Gorbi ebenfalls eher die Haltung der USA gemeint hatte, als er von Fehlern sprach. Sicherlich waren und sind die USA zu arrogant und zu respektlos gegenüber Russland seit 1989 gewesen.
Für Europa, vor allem F und D, kann ich das so nicht feststellen. Vor allem D ist Moskau sehr wohlwollend und zuvorkommend gegenübergetreten, sogar seit den Ereignissen seit 2013, hat über die völkerrechtlichen Brüche Moskaus hinweggesehen, war bemüht Moskau ins Haus Europa zu integrieren. Diese Politik wurde von F unterstützt. Bekanntlich wurde das seit 2022 sehr heftig kritisiert.
Kurz vor dem russischen Angriffskrieg pilgerten Macron und Scholz an den grotesken Tisch Putins, um ihm zu versichern, dass sie nicht die Absicht hätten, einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine zuzustimmen. Das hat Putin nicht umzustimmen vermocht. Er betont auch heute noch seine Sicht, dass F und D bloß Vasallen der USA seien, ergo nicht ernstzunehmen.
Helfen würde es wohl, wenn die deutsche Staatsraison weniger transatlantisch, sondern mehr französisch, also europäisch, ausgerichtet wäre. Seit langem schon wirbt Macron für ein stärkeres deutsch-französisches Bündnis, für mehr Eigenständigkeit. Merkel und jetzt Scholz zeigen aber F die kalte Schulter. Es wäre interessant zu untersuchen, welche Einflüsse eine stärkere europäische Eigenständigkeit auf Moskau gehabt hätte. Ob die Veränderung der deutschen Staatsraison hin zur französisch-deutschen Beziehung, zur Stärkung von europäischen Interessen, nicht friedensbewahrender wäre, als das pur infantile transatlantische Verhältnis
Ich vermute, dass die totale transatlantische Abhängigkeit zur USA ein bedeutender Fehler ist, welche die europäische Sicherheitsarchitektur erheblich ins Wanken bringt. Letztlich beruht das infantile transatlantische Verhältnis auf einer Erpressung der USA, ein Verhältnis, welches geprägt wird vom Status einer 'Schutzmacht' seit 1945, was ja global ein Alleinstellungsmekmal bedeutet. Die Erpressung wird deutlich in Handlungen wie der Sabotage von Nordstream, oder auch des NSU-Komplexes, ein Terrorismus, welcher ohne der aktiven Rolle der 'Schutzmacht' kaum zu erklären ist.
Die gegebene Staatsraison der Priorität des transatlantischen Verhältnis bedeutet zudem, dass die Welt viel mehr unipolar ist, nicht multipolar, wie uns die diversen deutschen Regierungen stets zu verkaufen versuchen.
Keine Ahnung, ob es möglich ist zu untersuchen, ob eine stärkere Eigenständigkeit Europas verhindert hätte, dass Moskau sich in eine unsägliche völkisch-imperialistische Rolle entwickelt hätte, dass Moskau heute einem Revisionismus huldigt, welcher tief im 19. Jahrhundert wurzelt. Oder ob die mafiöse russische Regierungsrealität völlig unabhängig von außenpolitischen Zuständen sich vollzogen hat. Klar ist, dass das ideologische Abdriften von Moskau ins 19. Jahrhundert fatal für Europa ist. Schließlich handelt es sich um eine Epoche, in der Europa von zahlreichen Kriegen aus ideologischen Gründen heimgesucht wurde.