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  • Nützy

mehr als 1000 Beiträge seit 11.06.2010

Freie Gedanken oder doch nur Populismus?

blu_frisbee schrieb am 29.11.2020 03:44:

Wenn ichs recht erinnere fand TV erstmalig unter den Nazis statt.

Tante Wiki widerspricht dir partiell:
"Ebenfalls 1924 überträgt der Schotte John Logie Baird mit seinem „Televisor“ auf Basis der Nipkowschen Scheibe Schattenbilder über eine Entfernung von drei Metern. Das für heutige Ansehensweise einfache System (30 Zeilen und Hochformat) wurde weiterentwickelt und von etwa 1928 bis zum 11. September 1935 von der BBC regulär zur regelmäßigen Programmausstrahlung über HF benutzt"
Seite „Chronologie des Fernsehens“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 8. November 2020, 19:46 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Chronologie_des_Fernsehens&oldid=205331657 (Abgerufen: 29. November 2020, 12:30 UTC)

Selbst wenn, was folgt denn daraus?
Dass das Medium durch den ersten Benutzer quasi verdorben wurde?

Die Zwangsgebühr wurde 1948 übernommen.

Das stimmt nicht. Anfangs gab es eine Gebühr, die man bezahlen musste, wenn man ein Radio- oder Fernsehgerät Zuhause hatte.
Erst in den letzten Jahren wurde es durch die Zwangsgebühr ersetzt, mit der sogar alte Frauen, die weder ein Radiogerät, noch einen Fernseher oder einen Computer mit Internetanschluss haben, zum Zahlen gezwungen werden.

Über die Gebühr an sich kann man diskutieren. Wenn es allerdings nur den ÖRR legal empfangbar gibt und keine Aufzeichnungsgeräte wie Videokassetten und jemand sich ein TV-Gerät kauft, dann darf man schon davon ausgehen, dass der Käufer auch ÖRR sehen will.
Das ändert sich erst ca. in den 1980er Jahren, als Privates TV eingeführt wurde, es Aufzeichnungen und Satellitenempfang gab, ab da konnte es sein, dass man gar kein ÖRR guckte, aber trotzdem bezahlen musste. Das ist ein Skandal.

In Österreich hat man einen anderen Weg gewählt: Dort wird der ORF verschlüsselt und man bekommt eben nur dann was zu sehen, wenn man auch freiwillig bezahlt. Das ist Wahlfreiheit und deshalb fair. Zumindest im Grundsatz, es gibt da wieder so kleine gesetzliche Schweinereien... aber ohne kommt ein Staat offenbar nicht aus, man muss den beherrschten schließlich zeigen, wer am längeren Hebel sitzt. Selbst wenn der sich dann ansehen darf, wie man durch die selbst geförderten Journalisten durch die Mangel gedreht wird. Solche Kritik ist aber offenbar noch besser als das jeder selbst seine Meinung frei publizieren könnte... wo kämen wir denn da hin...

Bis Kohl PrivatTV eingeführt hatte gabs vorher nur gebührenfinanziertes StaatsTV.

Das stimmt nicht ganz. Wenn ich mich nicht irre begann in den 1980er Jahren der Verkauf von Betamax und Video. Die ersten Spielkonsolen kamen auf. Abgesehen davon gab es Satellitenfernsehen.

Wenn sich jemand 1989 (oder sogar früher) ein TV-Gerät gekauft hat, wäre nicht mehr 100% klar, ob er damit sein täglich ZDF sehen wollte oder einfach nur ein Abspielgerät für andere Medien wollte.
Die Politik hat jahrzehnte gebraucht, um zu kapieren, dass die einfache Gleichsetzung "Hat TV" == "Guckt auch ARD und ZDF" nicht mehr stimmt. Und das Ergebnis ist eine Gesetzgebung, die einfach jeden zum Zahlen zwingt.

Zwischendurch hatten wir dann die juristische Argumentation, dass man zu bezahlen hatte, weil man die Möglichkeit hätte zu gucken. Das ist genauso, als wenn eine Zeitung mir eine Rechnung für ein Abo schickt und wenn ich mich beschwere dann antwortet: "Sie können offenbar lesen, ergo hätten Sie die Möglichkeit, unsere Zeitung zu lesen..."
So etwas würde man vielleicht in einem Comedy-Sketch erwarten, aber es würde vor jedem Gericht schon aufgrund der Lächerlichkeit durchfalle. Wobei genau das ja doch passiert in Sachen Urheberrechtsabgabe... Ich schweife ab.

Die Zwangsgebühr setzt dem ganzen dann die Krone auf. Ich muss Gebühren bezahlen für einen Service, denn ich ggf. nicht mal in Anspruch nehme. Widerspricht schon den Unterschied zwischen Gebühr und Steuer.
Gebühren sind Entgelte für eine durch öffentliche Leistung, z. B. wenn ich ein Auto anmelde. Sie werden aus einem bestimmten Zweck erhoben. Im Gegensatz zu Steuern, die zwar aus einem gewissen Anlass (Autobesitz, man trägt einen Bart), aber ohne Zweckbindung erhoben wurde.
DIe "Haushaltsabgabe" hat den Namen Zwangsgebühr mE daher verdient, weil hier ein rechtliches Ungetum geschaffen wurde, das den vorher definierten Begriffssystem widerspricht.

Ehrlich: Die gesamte Journaille ist bräsig geworden. Uns in Döland gehts mit dem Staats-TV noch vergleichsweise gut.

Nein, sorry.
Das mag uns die Propaganda täglich ins Gehirn hämmern, aber es ist nicht wahr.
Ich sehe mir mindestens einmal wöchentlich Nachrichtensendungen an, die ohne deutsche Beteiligung zustande kommen, wie euronews, CNN oder ähnliche. Und mir fällt dort der angenehme, unaufgeregte Ton, die durchdachtere Auswahl der Themen usw. auf. (Wobei ich keineswegs die These vertreten will, dass CNN oder euronews nicht auch ihre Probleme hätten oder unbedingt besser wären.)
Klar kann man mit der allgemein- und medienpolitischen Ausrichtung der ÖRR hoch zufrieden sein, das ist dann aber eben subjektiv. Zum Beispiel, weil es der eigenen politischen Agenda entspricht.

Natürlich haben die ÖRR auch ihre guten Seiten. Beispielsweise sind sie eine der wenigen TV-Sender, die systematisch die nicht mehr werberelevante Zielgruppe der über 49 Jahre alten im Auge hat. Auch sowas wie "die Sendung mit der Maus" ist gut.

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