So wie ich es sehen, entwickelt sich unter den Menschen, die den Tod nicht akzeptieren und infolgedessen ihr Leben nur ableben können, gerade eine neue Stufe des Totenkults, mit allem, was unsere Gesellschaft an Bullshit-Jobs zu bieten hat: Forscher, Ethiker, Juristen, Entwickler, Begleiter, Verwalter, Bösewichte, Staatsgewalten etc. Einmal mehr werden den Lebenden durch die Ablebenden wertvolle Ressourcen entzogen.
Ich stelle mir vor, wie manch einer dieser Ablebenden seinen Lebenssinn darin entdeckt, an seiner Unsterblichkeit zu arbeitet und fortan alles dem Ziel unterordnet, einen eigenen Wiederauferstehungsavatar zu kreieren. Am Ende kann dieser Ablebenden es vielleicht gar nicht mehr erwarten, dass er endlich stirbt, weil er dann erst zu einem Lebenden zu werden können glaubt.
Nachdem der Souverän kürzlich durch die konzertierte Aktion des Gesetzgebers und des Verfassungsgerichts um die nachfolgenden Generationen erweitert wurde, müssen wir Lebenden nun wohl damit rechnen, dass der Souverän demnächst auch noch um die vorangegangenen Generationen erweitert wird. Jenachdem wie weit »man« das treibt, kann »man« den Anteil der Lebenden am dieserart erweiterten Souverän geradezu marginalisieren. Das »man« steht hier übrigens für die, die dann stellvertretend für die nachfolgenden und vorangegangenen Generationen sprechen und deren demokratische Rechte stellvertretend wahrnehmen.