Dibel-di-du schrieb am 17.06.2019 10:27:
Die USA sind immer noch ein Land mit einem dem Unseren ähnlicheren System von Politik und Gesellschaft als Russland.
Russland hatte noch nie ein wirkluch freies System, und sowas prägt die Gesellschaft dann doch über Generationen....Ich habe selbst noch zu wenig Wissen, um das wirklich einordnen zu können. Ich vertrat mal dieselbe Meinung. Wenn ich dann jedoch mit Russen, die Verwandte/Bekannte in Deutschland besuchten, ins Gespräch kam und darüber sprach - also wie unfrei die russische Gesellschaft sei, dann hatten die meistens nur ein müdes Lächeln für mich übrig. Sie erklärten mir, dass die Situation in Russland nicht so sei, wie sie in westlichen Medien dargestellt wird. Sie berichteten schon auch davon, dass es russische Fernsehsender gibt, die quasi nur Propaganda senden, denen kaum ein Russe Glauben schenkt, weil jeder weiß, dass das nur Propaganda ist. Allerdings gibt es in Russland auch andere Sender, in Russland gibt es auch amerikanische Sender (die auf russisch senden), etc. Auch auf meine Frage hin, ob man nicht öfter mal den Gängeleien von Polizei und Staat ausgesetzt wäre, sagten sie, dass dies nicht so wäre, wie es in westlichen Medien dargestellt würde.....
Nun habe ich selbst keine eigenen Erfahrungen von Russland und ich spreche nicht die russische Sprache, das beschränkt meinen Zugang zur Informationsbeschaffung....
Vielleicht warte ich mal ab, was du nach deiner Reise so zu berichten haben wirst ;)
Grundsätzlich scheint es mir so zu sein, dass in beiden Ländern (USA und Russland) eine Elitenherrschaft statt findet, die sich selbst als Demokratie ausgibt. In den USA gibt es diesbezüglich auch sehr gute Untersuchungen, die das nahelegen. Z.B. fanden Prof. Gilens und Page in einer jahrzehnte langen, sehr aufwendigen Studie, dass die unteren 80% der Amerikaner ("unteren" gemessen am Einkommen) keinerlei Einfluss haben auf das Abstimmungsverhalten der US-Politiker - sie sind nicht repräsentiert, sie haben keine Stimme [1], [2], [3]. Wohingegen die ökonomische Elite und Lobbygruppen einen sehr hohen Einfluss haben.
Prof. Ferguson und Kollegen haben in einer Studie nachgewiesen, dass es einen linearen Zusammenhang gibt, zwischen dem Geldbetrag, der für eine Wahl (Senat, Repräsentantenhaus, US Präsident) ausgegeben wird und der Wahrscheinlichkeit, diese Wahl zu gewinnen [4]. Kurz gesagt: Wer das meiste Geld in die Hand nimmt, gewinnt in der Regel die Wahl.Für Deutschland gibt es übrigens eine ähnliche Studie, wie die, welche Gilens und Page durchgeführt haben. Hier zeigt sich ein ähnliches Bild, die ärmeren Schichten haben nicht nur keinen positiven Einfluss auf die deutschen Politiker - in dem Sinne, dass die Politik so entscheidet, wie sie sich das wünschen, sondern es wurde in der Studie sogar ein negativer Zusammenhang festgestellt: Je mehr die ärmeren Menschen in Deutschland für ein bestimmtes Gesetz sind, desto stärker sind die Politiker (im Durchschnitt) dagegen.
Vielleicht unterscheiden sich Deutschland, Russland und die USA gar nicht so grundsätzlich voneinander - im negativen Sinne. Ich müsste dazu allerdings erst mal vergleichbare Studien über Russland lesen.
Kannst du mir ein paar Beispiele dafür geben, welche Freiheiten Deutsche und Amerikaner genießen, welche Russen nicht haben?
Die Einbeziehung von Kriegsfolgenbewältigung in den Militäretat würde sehr schnell zeigen, daß Rüstung eben ausser direkten Kosten auch noch immense Nebenkosten erzeugt. Es wäre ein gutes Argument GEGEN Rüstung und Zündeln.
Deshalb wäre ich für diese Einbeziehung.Ich bin ganz deiner Meinung, dass die Kosten für Kriegsfolgenbewältigung einbezogen werden sollte. Was ich sagen wollte war: Wir sollten aufpassen, dass wir dadurch nicht direkt oder indirekt der Prämisse zustimmen, dass das 2% Ziel legitim und anstrebenswert sei. Dass wir dem zustimmen. Wir sollten eben genau das Gegenteil vertreten, dass Staaten wie die USA in diesem Fall das Problem sind mit ihrem Rüstungswahnsinn und ihrer aggressiven Aussenpolitik.
[1] https://www.cambridge.org/core/journals/perspectives-on-politics/article/testing-theories-of-american-politics-elites-interest-groups-and-average-citizens/62327F513959D0A304D4893B382B992B
[2] https://www.youtube.com/watch?v=SzS068SL-rQ
[3] https://www.youtube.com/watch?v=AEjGMyoOaVg
[4] https://www.ineteconomics.org/uploads/papers/WP_48_Ferguson_et_al.pdf
[5] https://www.bmas.de/DE/Service/Medien/Publikationen/a-305-4-endbericht-systematisch-verzerrte-entscheidungen.html
Es ist doch eher die Tradition einer Demokratie, die die Mentalität prägt. Wie wir in den ganzen Ex-Ostblockstaaten sehen, neigen die Wähler dort deutlich stärker zum Autoritären bzw lassen sich von Autoritären einwickeln.
Ähnlich wird es meiner Meinung nach in Russland sein. Im Zweifelsfall lieber ein starker Führer, der dafür sorgt, daß Russland nicht rumgeschubst wird.
Kann man Alles verstehen, macht die Demokratie aber instabiler und anfälliger gegen diktatorische Bestrebungen....
In den USA gibts dergleichen Tendenzen auch, aber eher nur aussenpolitisch. Gegen "Washingtion" haben ganz Viele was, die "America must be strong again" gewählt haben.
Daß Die sich zum Büttel von Raffkes machen, merken Die allerdings nicht.....
Generell sollte die EU den Weg zwischen den USA, Russland und China suchen und sich bei Keinem zu sehr auf den Schoß setzen......
Das sind Alles keine "Freunde", mit Denen verbinden uns lediglich Interessen.
Ganz oben das Interesse, daß es nicht zu einem Krieg kommt.
Wer davon abweicht (und das sind im Moment Bolton, etc), sollte DEUTLICHE Kritik aus der EU bekommen....
Ja, auch die 2% sind kritisch zu sehen. Zumal der Zweck, nämlich Support der USA, nicht unbedingt in unserem Interesse liegt.