Wenn die Grünen vom Paulus zum Saulus werden können, ohne dass es deren Unterstützern sauer aufzustoßen scheint, kann auch Franz Alt eine Volte hinlegen, die man so von ihm nicht erwarten konnte.
Allerdings argumentiert er dermaßen widersprüchlich, dass man sich schon fragen muss, was aus der analytischen Schärfe geworden ist, die ihn einst auszeichnete.
Einerseits weist er darauf hin, dass der Konflikt in der Ukraine eine Geschichte hat (seit 2014 hat es dort wohl 14000 russischstämmige Opfer von faschistoiden Milizen gegeben), das als Provokation Moskaus zu werten, ist nicht völlig unsinnig, selbst wenn man die NATO-Osterweiterung als demokratisch getriebenen Akt der Philanthropie wertet. Gleichzeitig spricht er sich dafür aus, in diesem Konflikt Partei zu ergreifen und scheut auch nicht davor zurück, in guter "Faktenchecker-Manier" die Worte des Papstes in sein Gegenteil zu verkehren, obwohl der auch an anderer Stelle ziemlich deutlich gemacht hat, was er vom Bellen der Nato vor Moskaus Toren hält.
Alt weiß sicher, das der Westen längst Kriegspartei in einem Stellvertreterkrieg ist, bedient aber die Version des Kampfes "gut" gegen "böse", obwohl seine eigene Argumentation dem zu widersprechen scheint.
Von der Position, die er im Artikel äußert, bis hin zum "Lumpenpazifismus" ist es nur ein kleiner Schritt, und der wurde ja dann auch sehr schnell gemacht.
Es kann nicht darum gehen, den widerwärtigen Krieg Moskaus zu verteidigen. Ihn anzuheizen, statt auf diplomatische Lösungen zu drängen, ist aber die schlechteste aller denkbaren Lösungen.
Wenn dann noch auf freundliche Bitten Washingtons Sanktionen erlassen werde, die hierzulande Millionen mutwillig in die Armut treiben und das Land wirtschaftlich komplett an die Wand zu fahren drohen, muss die Frage erlaubt sein, ob es nicht andere Wege gäbe, sein Missfallen über russische Menschenrechtsverletzungen auszudrücken.