Deutscher Pazifismus kann also nicht heißen, dass wir vom sicheren hiesigen Boden aus den Ukrainern vorschreiben könnten: Bitte, ergebt euch! Das wäre ein Pazifismus im Sinne des Aggressors. Es wäre ein "Pazifismus", der dem Aggressor noch die Tür aufhält.
Ein bisschen sehr Schwarz-Weiß, oder?
Die Ukraine ignoriert mit Duldung und Unterstützung des Westens, besonders der Garantiemächte DE und FR, Minsk-II und verschärften die Situation mit Angriffen auf die russischsprachige Minderheit (mit schweren Waffen...) und offen diskriminierenden Gesetzen (Sprachverbot, "Rassengesetze", die ersten in Europa seit WK2...).
Die "Guten" sind die damit doch schon mal nicht, oder? Auf der anderen Seite steht Putin seit min. 2014 innenpolitisch unter Druck, dein "Landleuten" in der Ukraine zu helfen...
Und unter diesen Umständen finde ich den Ansatz, dass die Ukraine mal Friedensverhandlungen initiieren sollte angefangen mit dem Angebot, Minsk-II jetzt wirklich mal umzusetzen...
Aber das wäre wohl in den Augen so mancher Schwarz-Weiß-Denker schon totale, absolute und bedingungslose Kapitulation...
Nettes Framing nebenbei... Nach dem "Lumpenpazifisten" jetzt die "Fundamentalpazifisten"...
Nicht zuletzt deshalb wurden wir auch fast alle von einem klassischen Krieg in Europa im Jahr 2022 so überrascht. Auch ich.
Ja... ich bin überrascht, wie viele Leute davon überrascht wären...
1. Strategisch konnte und kann Russland im Grunde nicht zulassen, dass die NATO (USA) die Ukraine zum Aufmarschgebiet zu machen.
Spätestens nach dem Merkel weg und die hiesige Regierung mit Transatlantikern und "Globalen Jungführern" durchsetzt war, konnte er damit rechnen, dass, sollte ein erneuter NATO-Aufnahmeantrag für die Ukraine gestellt werden, FR und DE diesmal nicht mit Nein stimmen würden. Macron ist auch ein "Globaler Jungführer" und Putin wird wohl wissen, wie bei denen der Hase läuft (er war selber einer, scheint sich aber von der Leine gerissen zu haben...)...
Und das Selensky von "nuklearer Widerbewaffnung der Ukraine" faselte war auch nicht wirklich deeskalativ...
2. Putin steht innenpolitisch wegen der "Landsleute" in der Ukraine unter druck, hat also nach innen die "Perfekte Begründung"...
3. Der Westen hatte sich gerade schändlich aus Afghanistan zurück ziehen müssen und hat im Grunde schon lange keinen Krieg mehr "gewonnen"...
März... da ist dort gerade die Schlamm- und Regenzeit vorbei... Mich hätte viel mehr gewundert, wenn Russland nicht gekommen wäre.
Versteht mich nicht falsch: Der Krieg ist scheiße, aber es ist ein Krieg der Arschlöcher (mit Verlaub...).
Jede der beteiligten Organisationen/Staaten würde einzeln und im Lichte dessen, was wir als "Werte" behaupten zu haben, als "Schurkenstaat" durchgehen. Bestenfalls.
Und das schließt auch uns mit ein, NATO, USA, EU, DE, FR, ...
Eines sollten wir uns aber auch immer wieder klarmachen – auf welcher Seite wir auch stehen: Betroffen sind immer zuerst die Menschen in der Ukraine. Ihre jungen Männer werden getötet
Gerade dann fände ich den Ratschlag (!= "deutsche Besserwisserei") an die Ukraine, Verhandlungen aufzunehmen und z.B. die Erfüllung Minsk-II und Neutralität keine dumme Idee. Falls es einen um die Opfer des Krieges geht. Die es übrigens auf beiden Seiten gibt, oder will so ein russischer "Schütze Arsch" ernsthaft im Krieg sein? Oder kann es beeinflussen (und nein, sich ggf. wegen Fahnenflucht o.Ä. erschießen zu lassen ist keine Lösung)?
, ihre Frauen werden vergewaltigt,
Russisches Armeerecht bestraft Vergewaltigung extrem hart bis zur Todesstrafe und das wird meines Wissens auch umgesetzt... bis zur Todesstrafe.
Wenn man unbedingt mit "Vergewaltigungen" argumentieren will, sollte man das in Anbetracht der echter Überlebenden lieber sehr gut belegen können.
Passiert leider in jedem Krieg, aber mMn in diesem nicht systematisch.
ihre Kinder und ihre Alten werden zur Flucht gezwungen.
Wie gesagt: Verhandlungen mit dem Ziel "Frieden" und Berücksichtigung der Interessen der Ukraine und Russlands (und nicht die der USA/NATO, EU oder sonst jemandem) würde mMn gerade denjenigen, die flüchten müssen, beschossen werden, zwischen die Fronten geraten, sinnlos verheizt werden usw. am meisten helfen.
Aber in der aktuellen Situation müsse wohl wirklich die Ukraine um Verhandlungen und evtl. einen Waffenstillstand bitten, um das möglicherweise in Reichweite zu bringen.
Dummerweise muss wohl jeder ukr. Politiker/Regierungsverantwortlicher, der das vorschlüge, mit einem baldigen Tod rechnen...
Zumindest bringt reines Schwarz-Weiß-Denken nichts und macht mMn blind für die Details und möglichen Lösungen.