Das Problem ist, du argumentierst hier damit, dass es Abweichungen gibt.
Jede Abweichung stellt für dich etwas Neues dar, und nicht einfach eine Abweichung.
Das bedeutet aber, das jemand, der nicht 46 Chromosomen hat kein Mensch ist.
Denn du hast etabliert, dass jede Ausnahme etwas Neues ist. Und damit hast du dann impliziert die Menschlichkeit von allen Menschen angezweifelt, die eben nicht 46 Chromosomen haben.
Zum Rest.
Was genau ist Gender denn? Wie "misst" man das? Wie ist es definiert? Wie viele davon gibt es, und wie sind die definiert? Wie viele Gender kann ein Mensch haben, und wie viele gleichzeitig?
Ich bin nicht per se gegen Gender, ich habe nur noch nie (und ich beschäftige mich länger damit) irgendwas brauchbares dazu gefunden, abgesehen von dem ursprünglichen Sinn, dazu gleich mehr.
Gender ist heute schlicht ein Modewort, das chaotisch eingeworfen wird, eigentlich ist Gender auf deutsch einfach Genus.
Ursprünglich machte die Idee durchaus Sinn, damals war Gender aber nichts, was man hatte, sondern etwas, das einem von außen aufgezwungen wurde. Gender waren die sozialen Normen und Ansprüchen an Geschlechter, es ging um Geschlechterrollen und Stereotype.
Dabei ging es aber immer um Gruppen, nicht um Individuen.
Gender hat also als Kategorie seinen Platz, aber es ist ein theoretisches Konzept, das etwas in der Gesellschaft so vereinfacht, dass es akademisch beherrschbar wird. Aber das darfst du nicht auf die Biologie übertragen.
Vielleicht kann ich es mit einem anderen Beispiel erklären.
Gender auf Menschen anzuwenden ist so sinnvoll, wie Durchschnittswerte auf Mitglieder eine Gemeinschaft.
Nicht eine Frau in Deutschland hat 1,53 Babies bekommen. Aber diese Frau sucht die Genderwissenschaft. Und mit ihr arbeiten sie.
Und dann versucht man die Erkenntnisse, auf Individuen zu übertragen. Das geht aber nicht, denn dann suchen wir eben jene Frau mit 1.53 Babies.
Deshalb ist Gender Pay Gap schon der richtige Begriff, er beschreibt Gruppen.
Nicht mehr, und nicht weniger.
Und zu guter Letzt:
Geschlecht ist kein Konzept der Soziologen, sondern der Biologen.
Und deshalb funktioneren soziologische Konzepte damit nicht.
Die Soziologie erlaubt es, das man die Klasse wechselt (z.B.), die Biologie nicht.
Die Soziologie ist fluide, im ständigen Wandel, was heute stimmt, mag morgen falsch sein, die Biologie folgt klaren Mustern, Dinge sind klar definiert, und diese Definitionen ändern sich nicht.
Daher mein Vorwurf, du versuchst mit den Mitteln der Soziologie die Biologie zu erklären.