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  • ic61

98 Beiträge seit 02.04.2022

Lieferung wie bestellt (2., überarbeitete Fassung)

Anmerkung des Verfassers:
Der folgende Text ist eine bezüglich des Verhaltens der Konferenzteilnehmer geringfügig überarbeitete Fassung meines gleichnamigen Beitrags vom 09.07. 13:58, der ca. 10 Stunden nach Erscheinen und vorwiegend positivem Feedback als angeblich "unsachlich" (onA) gesperrt wurde. Die geänderte Passage ist gekennzeichnet. +++

Selenskyi selbst hat in den vergangenen Wochen mehrfach bekräftigt, dass aus seiner Sicht die Entscheidung über die Zukunft seines Landes auf dem Schlachtfeld falle und nicht in Verhandlungen.

Das ist insofern konsequent, als es die bisherige ukrainische Linie fortsetzt: vom handstreichartigen regime change 2014 über die nur schwach verhohlene Ablehnung der zur Entschärfung des Konflikts getroffenen Minsker Vereinbarungen bis hin zum Dekret vom März 2021 zur militärischen Rückeroberung aller abtrünnigen Gebiete einschließlich der Krim.

Man mag geteilter Ansicht darüber sein, ob die Ukraine mit dieser Strategie Ergebnisse erzielen kann, die den hohen Preis der fortgesetzten Kampfhandlungen aufwiegen. Bisher sieht es jedenfalls nicht danach aus.

Wie dem auch sei: Solange alle westlichen Akteure - auch diejenigen, welche sich bis zuletzt um eine diplomatische Lösung bemüht hatten - ihre vorbehaltlose Unterstützung dieses Kurses versichern und z.T. öffentlich einer weiteren Eskalation das Wort reden, erschließt sich nicht, was derzeit Gegenstand etwaiger Verhandlungen mit Russland sein könnte.

Zumindest darin ist sich Lawrow offenbar mit Blinken und Baerbock einig: (--edit--)
Jene hatten schon vorab öffentlich bekundet, keinen Dialog führen zu wollen. Folglich war es protokollarisch geradezu geboten, Baerbocks Auftritt fernzubleiben und statt dessen das Gespräch mit den Gastgebern und anderen Teilnehmern zu suchen. En passant hat er damit der Weltöffentlichkeit vorgeführt, wer einer diplomatischen Konfliktlösung derzeit im Wege steht. So handelt jemand, der das Handwerk der Außenpolitik versteht.

Statt in Baerbocks Rede hat Lawrow seine knappe Zeit in Gespräche mit Vertretern von CN, IN, ID, BR, TR und AR wohl klüger investiert:
(--/edit--)
Allein die vier erstgenannten stellen zusammen mit RU 43% der Weltbevölkerung - rund doppelt soviel wie alle anderen 15 Subjekte der G20 zusammen. Und was erstere von westlichen Boykottaufrufen halten, verdeutlicht ihr faktisches Handeln.

Es liegt in der Natur von Kompromissen, dass sie für beide Seiten schmerzhaft sind. Diese Schmerzen gilt es allerdings immer abzuwägen gegen die Folgen einer weiteren Eskalation. Bislang habe ich jedenfalls nicht den Eindruck, das sich die kompromisslose Haltung der ukrainischen Führung für ihr Land und die dort lebenden Menschen auszahlt - und erwarte dies auch nicht für die absehbare Zukunft.

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