auf_der_hut schrieb am 09.07.2022 19:13:
Wenn Lawrov irgendwelche Bilder hätte produzieren können, mit der er die 19:1 Situation hätte vermeiden können, hätte er sie sicherlich genutzt. Richtig ist: Russland bekam von keinem Land Unterstützung für seine Position. Es wurde entweder verurteilt oder ohne Namensnennung zum sofortigen Waffenstillstand aufgefordert. Es gab auch keine bilateralen Gespräche mit ihm.
Lawrow führte noch bilaterale Gespräche, allerdings waren die USA dazu nicht bereit und deren Vasallen für Lawrow nicht interessant.
https://www.sueddeutsche.de/politik/bundesregierung-eklat-um-lawrow-bei-g20-treffen-auf-bali-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220708-99-949587
Es bleibt festzuhalten, dass Russland auf der Ebene von Diplomatie und Außenpolitik, egal in welchem Rahmen, nicht mehr zu beeinflussen ist. Nichts außer einer militärischen Niederlage wird diesen Zug noch stoppen.
Die ist allerdings ausgesprochen unwahrscheinlich.
Falls der Widerstand in der Ukraine zusammenbricht steht uns eine weitere Flüchtlingswelle bevor und bald darauf die nächste "Spezialoperation", die dann vielleicht schon gegen NATO-Territorium geht. Mit einem Sieg in der Ukraine im Rücken würde sich Russland stark genug fühlen den schwachen und zerstrittenen Westen direkt herauszufordern und die amerikanischen Garantien zu testen. Warum sollte Putin eine aus seiner Sicht erfolgreiche Strategie ändern?
Das ist wiederum extrem unwahrscheinlich.
Für mich bleibt es allerdings ein Rätsel, wie man sich als Deutscher einen Sieg Russlands und die Auslöschung der Ukraine wünschen kann und jede Blamage des Westens mit begeisterter Häme begleiten kann. Man muss wirklich kein Russenhasser sein, um sich die russische Armee nicht vor der eigenen Haustür zu wünschen.
Es geht nur noch um Schadensbegrenzung. Die Ukraine hat verloren, und wir haben unseren Wirtschaftskrieg ebenfalls verloren. Verhandlungen wären angesagt, insbesondere da damit zahlreiche Todesfälle vermieden werden können.
Du unterstellst den Leuten Gedanken, die sie nicht haben.
Putin stellt sich offensichtlich auf eine noch viele Jahre dauernde Auseinandersetzung ein -"Wir haben gerade erst angefangen" sagte er jüngst. Der Krieg in Europa kommt langsam und schleichend, nicht mit dem großen Knall, den wir zu Zeiten des Kalten Krieges immer erwartet haben. Jedes Jahr eine Spezialoperation, Deutschland ist dann vielleicht in vier oder fünf Jahren dran, vielleicht im ersten Schritt erstmal nur die Ex-DDR, weil die Russland ja betrügerisch weggenommen wurde. Je mehr Siege Russland sammelt, umso schwerer wird es bei der nächsten Aktion zu stoppen sein. Die Amerikaner werden sich irgendwann auf die Verteidigung ihres Kernlandes konzentrieren und den Einsatz für ihre schwachbrüstigen Verbündeten begrenzen. Wenn die letzten amerikanischen Flugzeuge von deutschem Boden starten werden wir in Frankfurt und Rammstein dann Szenen wie in Kabul vor einem Jahr erleben. Nur TP wird zusammen mit der AfD die neuen Herren herzlich willkommen heißen und den Abzug der Amerikaner feiern.
Deine Prognosen halte ich für wenig wahrscheinlich.