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  • 1FC

mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.2011

Re: Regelbasiert - Wertebasiert

Nachtrag:

Noch etwas… Natürlich ist das in der „freien Welt“ auch immer ein Hase und Igel Spiel. Natürlich ist auch hier Gier weit verbreitet. So, wie ein Diktator mitsamt seiner Entourage gierig ist (siehe Russlands Struktur), so sind es in der „freien Wirtschaft“ die Anleger. Fairerhalber muss man wohl zugeben, daß das bis zum Kleinanleger runtergeht.

Natürlich versucht dann ne Firma z.B. dein T-Shirt in Bangladesch für ein paar Cent zu produzieren und vielen ist es dabei leider egal ob das dort von einem Kind 16 Stunden unter Wasser ohne Helm bei 40 Grad im Schatten hergestellt wird. Hier ziehen die Leute das dann 2 Mal an und schmeißen es weg. Wo das herkommt und wie das produziert wurde ist da scheißegal. Steht ja Firma xy drauf. Ja, extra etwas übertrieben.
Man kann dann von hier aus natürlich nicht sooo viel Einfluss nehmen. Bei Technik und so ist es einfach, da müssen gewisse Standards eingehalten werden, sonst darfste das hier erst gar nicht auf den Markt schmeißen (Stichwort CE). Diese Standards schaffste in der Regel auch nur wenn du halbwegs modern fertigst. Klar gibt es da auch Gier auf Kosten von Menschen, aber die Herstellung ist transparenter. Bei Kleidung z.B. kannste übers Material vlt. ein bißchen regeln, z.B. darf es nicht giftig sein um es mal platt zu formulieren.

Das ist das regelbasierte. Das funktioniert auch im Großen und Ganzen. Aber klar, getrickst wird immer, da kommt man nicht nach…

Jetzt geht es aber auch um Menschen. Hier in Deutschland ist auch nicht alles toll (das ist der Preis der Freiheit, den ich persönlich aber sehr gerne bezahle). Hier arbeiteste z.B. mit Sicherheitsschuhen, es gibt sogar 35h Woche, manche haben sogar 4-Tage-Woche etc. Wenn du krank wirst, bekommste weiter Geld und deine Behandlung ist auch versichert. Wenn du deinen Arbeitsplatz verlierst, musst du nicht direkt auf der Straße schlafen. Bildung ist frei und wer Bock hat und was auf dem Kasten hat, kann hier etwas erreichen. Zudem ist die Arbeitsplatzwahl frei, keiner wird z.B. gezwungen. Aaaaber: Es ist halt auch eine Leistungsgesellschaft. Der Wohlstand fällt nicht vom Himmel. Und so weiter und so fort.

Viele vergessen oder nehmen das alles als Selbstverständlichkeit hin. Viele Bürgergeld-Empfänger sehen es z.B. nicht ein, wenn das Amt etwas will und meinen „der Staat“ bezahlt das doch. Ja, das stimmt, aber der Staat bin in dem Fall ich und alle anderen die einer sozialversicherten Arbeit nachgehen. Bitte, gerne geschehen. Dürft gerne mithelfen (sofern nicht krank. Die sind natürlich ausgenommen).

Das sind nun mal unsere Werte! Menschenrechte ist noch nichts Schlimmes.

Damit zurück zum Kind in Bangladesch: Damit Firmen aus Deutschland (bzw. der EU) das Kind aus Profitgier und unserem gleichzeitigem Geiz (T-Shirt fürn Euro, das einmal um den halben Globus geflogen ist) nicht ausbeuten, wird versucht das nicht regelbasiert sondern auch wertebasiert hinzubekommen.

Regelbasiert erzeugt i.d.R. auch eine höhere Qualität und das ist sogar ein Verkaufsargument.
Wertebasiert ist zum Einen schwieriger zu kontrollieren und zum Anderen auch ein Faktor für Wettbewerbsverzerrung.
Der Endverbraucher (ja, wir alle) fördert das auch noch. Und das ist insgesamt nicht einfach, zumal wir über einen globalen Markt sprechen und da scheissen besonders die Länder ais dem globalen Süden drauf. Arbeitsschutz z.B. kennen da viele nicht…. Und Menschenrechte werden dort auch ganz gerne mit Füßen getreten.

Wenn mir also einer sagt „der scheiß regel- und wertebasierte Westen“ dann sage ich „wieso, sei doch froh. Und übrigens liegen Japan, Südkorea etc. nicht im Westen“ ;)

Gruß, Baxter

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