Globale Ungerechtigkeit als das genaue Gegenteil zu verkaufen. Als es den USA nicht mehr gefiel, das sich viel US-Geld in der Schweiz versammelte, waren das ein paar Anrufe, ein kleines Gesetz im Kongress verabschiedet - und Zack, kuschte die Steueroase Schweiz und legte für US-Behörden die Konten von US-Bürgern offen, das Schweizer Bankgeheimnis war per du. Andernfalls hätten alle Schweizer Banken in den USA ihre Banklizenz verloren, was als Drohkulisse offenbar ausreichte.
Aber bei den Bahamas, den Cayman Islands, etc. kommt man nicht ran? Wer glaubt so was? Allein auf dem kleinen Jersey, eine kleine Kanalinsel, liegen formal 500 Milliarden vor der Steuer geschützte Dollars rum. Wie die Nummer mit der Schweiz zeigte, es ist kein Problem der Machbarkeit, es fehlt der Wille, und wie Picetty wahrscheinlich richtig meint, ist die Aktion letztlich eine Legalisierung von sowieso ständig statt findendem Steuerbetrug. Stellt sich nur die Frage, warum jetzt, wozu?
Bisher ist dieser Steuerbetrug ja schon legalisiert. Nicht so schön einheitlich, jedes Land hat für die Konzerne andere Schlupflöcher gesetzlich aufgemacht - mal werden Markenrechte an eine Tochterfirma ausgelagert, die ihren Sitz in den Niederlanden hat, und dort Einnahmen aus geistigem Eigentum, also eben solche Marken- und Patetentrechte steuerfrei sind, oder eben wie bei Microsoft, sitzt der finanzielle Unternehmensstandort in einem Briefkasten auf den Bahamas - also ist doch alles schon Paletti für die Aktionäre der Konzerne - was wissen wir noch nicht? Denn eins ist sicher, irgend etwas führen sie im Schilde, wozu diese Aktion nützlich zu sein scheint - und das ist garantiert keine höheren Steuereinnahmen durch höhere Abgaben der Konzerne.
Die Exponential-Funktion des Zins und Zinseszins dieser angehäuften Vermögen, die ja als Gegenbuchung irgend wo auf der Welt entsprechende Schuldner haben, saugt ja zusehend sämtliche, von der Realwirtschaft leistbare Renditen ab, so das auch die Lohnquoten massiv schon in der Vergangenheit darunter gelitten haben. Wenn also die Konzerne praktisch keine Steuern zahlen, die Lohnquote inflationsbereinigt sinkt, also auch dort weniger zu holen ist, muss die Abgabenquote für die Mehrheit zum Ausgleich angehoben werden. Und weil das angesichts von Billionen in Steueroasen problematisch zu kommunizieren wäre, inszeniert man diese PR-Show - die faktisch in Summe nichts ändern wird, aber sich als supergerecht verkaufen lässt. Und wegen Corona müssen jetzt alle den Gürtel enger schnallen ... außer die Aktionäre der Konzerne, denn die haben ja jetzt neu - eine gerechte Steuer - die unterm Strich, wie Picetty meint, wahrscheinlich nicht einen Cent mehr abliefern werden, als jetzt.
Und klar, die auf der Welt verteilten Vermögens-Oasen, bleiben unangetastet weiter bestehen. Außer ne PR-Show ist nix gewesen.
Und so läufts beim allen angeblich so dringlichen, nur global zu bewältigenden Themen. Eine Riesen-Show, und am Ende kommen höhere Belastungen für meisten bei raus, und die Rendite der Happy Few wird gesichert. Tatsächlich wirksam etwas verändern, wollten und wollen die nie. Es hört sich nur gerecht an, ist es aber nie.