Man kann zwischen ganz unterschiedlichen Systemen von ähnlicher Komplexität zahlreiche Gemeinsamkeiten finden, und man kann auch manchmal den Kern von Problemen mit komplexen Systemen nur dann erkennen, wenn man von den konkreten Details des Systems abstrahiert und sich stattdessen auf die allgemeine Form des Systems und die wiederkehrenden Muster, welche es erzeugt, konzentriert.
Das gilt besonders für die Menschheit als Gesamtsystem mit all ihren sich überscheidenden Teilsystemen wie Wirtschaft, Gesellschaften, Staaten, Parteien, Konzerne, Städte, Gesundheitssysteme, Ökosysteme...
Wenn man sieht, daß ein Problem auf einer hohen Abstraktionsebene im Gesamtsystem bereits auftaucht, sieht man, daß das Herumdoktern an einzelnen Symptomen nicht genug ist, sondern in einen größeren Rahmen eingebettet sein muß, um das Gesamtsystem zu verändern. Anstatt sich an einer Einzelkrise nach der anderen abzuarbeiten wie Pandemie, Rezession, Krieg, Umweltzerstörung, Artensterben, Klimawandel, Ressourcenverknappung usw. kann es helfen, über den unaussprechlichen Elefanten im Wohnzimmer zu reden, nämlich den Kapitalismus. Solange Privateigentum und Markt den Lauf der Weltwirtschaft bestimmen, solange das System seinem eingebauten Wachstumszwang folgt, solange werden all diese Krisen immer schlimmer werden, bis sie das System Zivilisation soweit destabilisiert haben werden, daß der Kollaps und Rücksturz auf eine primitive Kulturstufe unvermeidlich wird.
Reduktionismus ist gut und notwendig, um mithilfe von Modellen einzelne wenig komplexe Teilsysteme besser zu verstehen, aber man muß seinen Blick dabei auch immer wieder auf das Ganze richten, um zu verstehen, wie das Teilsystem mit anderen Teilsystemen interagiert, und wie daraus das Gesamtsystem hervorgeht. Das heißt nicht, Details zu vernachläsigen, sondern es heißt, eben auch die Verbindung der Details im Ganzen zu betrachten.