Am meisten überrascht in der aktuellen Diskussion die Überraschung, die sich jedesmal breit macht, wenn Putin - mal wieder - ein subtiles Signal sendet, dass man bitte die Folgen seines Handelns bedenken möge, dass jede Aktion eine Reaktion nach sich zieht.
Stattdessen scheinen Brüssel und Berlin auf einer Wolke zu schweben, von der sie die Welt regieren zu glauben.
Abrüstungsverhandlungen? Was bildet sich dieser fiese Diktator in Moskau eigentlich ein?
Minsk-Verträge einhalten? Ob die Ukraine Verträge einhält, die sie unterschrieben hat, entscheidet immer noch die Ukraine und nicht Russland!
Dann stoppt man Nordstream II, verhängt Sanktionen, mehr Sanktionen, noch mehr Sanktionen. Liefert Waffen.
Jedesmal lassen sich Frau von der Leyen und - wer regiert eigentlich gerade in Berlin - als große Sieger feiern, die es dem fiesen Diktator mal so richtig gezeigt haben.
Was völlig untergeht: Krieg ist wie Schachspielen: Man macht einen Zug, dann macht die andere Seite einen Zug. Das geht eine ganze Weile, bevor die Partie zu Ende ist.
Was ebenfalls untergeht: Beim Schachspielen gewinnt in der Regel der, die die meisten Züge vorausdenken kann. Nicht der, der am lustigsten um den Tisch tanzt, nachdem er seinen Bauern zwei Felder nach vorne geschoben hat.
Wie viele Züge können unsere werten Anführer.innen in Berlin und Brüssel vorausplanen? Und wie viele der Gegenspieler in Moskau?