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  • Johann Grabner

483 Beiträge seit 16.02.2011

Re: Gazprom ist unglaubwürdig

Exilholsteiner schrieb am 04.08.2022 07:04:

Für mich ist die Sache relativ klar, seit Gazprom seine Weigerung, die Turbine zurückzunehmen, mit der angeblichen Befürchtung, gegen kanadische Sanktionen zu verstoßen, begründet hat. Kanada ist aus der Nummer raus, seit es den Rücktransport der Turbine nach Deutschland gestattete. Mit dieser Begründung hat Gazprom sich unglaubwürdig gemacht.

nein, das ist gängige Praxis der Sanktionitis, Stichwort Sekundärsanktionen: https://exportmanager-online.de/nachrichten/us-sekundaersanktionen-in-der-exportpraxis-16369/

Das deutsche Unternehmen D handelt mit Rohstahl, der weiterverarbeitet werden soll. Seit einiger Zeit hat D das Iran-Geschäft eingestellt. Stattdessen beliefert D den Händler H in Italien, der nun auf der SDN-Liste mit Sekundärsanktionen gelistet ist. D weiß nicht, ob H den Stahl in den Iran weiterliefert, kann aber nicht völlig ausschließen, dass H dies tut.

was bedeutet: an den Italiener dürfte auch nicht geliefert werden. Im Fall von Gazprom haben wir es eindeutig mit einem vergleichbaren Umgehungsgeschäft zu tun. Die Turbine wird von Kanada nach Rußland geliefert und das verletzt wahrscheinlich die Sanktionen (Gazprom darf wohl Öl und Gas verkaufen, aber keine Maschinen ein- oder ausführen). Es ist irrelevant, ob da Deutschland eine Zwischenstation ist. Kanada weiß ja ganz genau, wohin die Turbine am Ende geht, also verstoßen sie eben auch wahrscheinlich gegen die Sanktionen. Könnte man Sanktionen derart einfach umgehen, wären sie ja völlig wirkungslos.

Würde Gazprom die Turbine annehmen, würde die Firma also wahrscheinlich gegen die Sanktionen verstoßen. Im o.g. Artikel ist beschrieben, wie man sich da rechtlich absichern kann und Gazprom verlangt jetzt vom Lieferanten die entsprechenden Dokumente.

Natürlich wird das alles nur gebraucht, solange man sich nicht komplett vom US-System gelöst hat. Das bedeutet aber ua völlig auf den US-Dollar bei der Bezahlung zu verzichten, keine US-Banken irgendwo beteiligt zu haben, keinerlei Kontakt mit irgendwelchen US-Erzeugnissen zu haben, usw.. Das kriegt Rußland vielleicht alleine noch hin, aber seine Handelspartner wohl nicht so schnell. Daher wird die Sanktioniererei noch länger Sand ins Getriebe internationaler Wirtschaftsbeziehungen streuen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.08.2022 10:06).

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