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  • Alexander Durin

mehr als 1000 Beiträge seit 21.03.2013

Es kommt noch ein Blackout dazu und wie er politisch vorbereitet wurde

Der "bayerische Youtuber" hat die Versorgungslage mit Strom in einem worst case-Szenario im Winter nachgerechnet:

https://www.youtube.com/watch?v=Db4uzWZmCdE

Das Ergebnis löst Entsetzen aus. An einem kalten Wintertag mit überdurchschnittlichem Kraftwerksausfall, bei wenig Wind, einer Drosselung der Steinkohlekraftwerke (ab 01.08. keine Steinkohle aus Russland mehr) und der geplanten Abschaltung von Gaskraftwerken, fehlen 46 GW Kraftwerksleistung von maximal benötigten 82 GW. Das bedeutet Ende Gelände.

Das Ganze hat politische Hintergründe. Bis 2020 mussten die Übertragungsnetzbetreiber, die für Sicherheit und Stabilität der Stromversorgung zuständig sind, eine Leistungsbilanzübersicht erstellen und veröffentlichen. In der letzten Übersicht vom Februar 2020 führten die Netzbetreiber aus, dass in einem worst case-Szenarion Deutschland 7,2 GW an Leistung fehlen würde und rieten davon ab, die verbleibenden Atomkraftwerke abzuschalten.

Auf Basis der Leistungsbilanzübersicht erstellte dann die Bundesnetzagentur einen Monitoringbericht für das Wirtschaftsministerium, das einen solchen Bericht mindestens alle 12 Monate veröffentlichen muss. Der letzte Monitoringbericht wurde im Sommer 2020 veröffentlicht.

Nun fiel die letzte Leistungsbilanzübersicht denkbar schlecht für die Energiewendepolitik aus. Die Bundesnetzagentur verfügte, dass die Leistungsbilanzübersicht nicht mehr veröffentlicht wird. Statt dessen ließ sie sich die Daten von der Öffentlichkeit nicht einsehbar übermitteln.

Die Bundesnetzagentur ist eigentlich die Kontrollbehörde, die die Oberaufsicht über die Strom- und Gasnetze (sowie andere) hat und verantwortlich ist für die Versorgungssicherheit Deutschlands. Doch schon seit Jahren ist ihre Hauptaktivität, die Energiewende voranzutreiben anstatt sich um die Versorgungssicherheit zu kümmern. Und dann wurde auch noch der Grünen-Politiker Klaus Müller – ein erklärter Energiewende-Befürworter – am 01.03.2022 zum Präsident der Agentur.

Somit fiel die Bundesnetzagentur als Kontrollinstanz schon vor Jahren weg.

Das Wirtschaftsministerium ist ebenso keins mehr. Noch am Tag seines Amtsantritts ordnete Kanzler Schulz per Erlass an, dass es künftig "Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz" heißen solle. Zwei Begriffe, die sich konträr gegenüber stehen.

Doch schon davor hat das Ministerium offen gegen das Gesetz verstoßen, indem es keinen Monitoringbericht über die Versorgungssicherheit mit Strom veröffentlichte. Der letzte Bericht wurde übrigens vom Bundesrechnungshof vernichtend kritisiert. Berechnungen seien nicht nachvollziehbar und beruhen auf unrealistischen Annahmen.

Und nun droht der Klimaminister die Gaskraftwerke abzuschalten. Ins gleiche Horn stößt der Chef der Bundesnetzagentur: man brauche keinen Atomstrom, weil wir eine Gaskrise hätten. Dass mittlerweile Gaskraftwerke im Grundlastbetrieb laufen und durch Atomstrom entlastet würden, erwähnt er nicht. Dass die Energiewende, deren Lobbyist er selbst ist, mit Strom heizen will, ignoriert er ebenso.

Bislang war man versucht, die selbstzerstörerischen Handlungen der Regierung mit bodenloser Dummheit und extremistischer Ideologie zu erklären. Doch langsam wird diese harmlose Erklärung immer unwahrscheinlicher. Vorsatz als Erklärung wird immer wahrscheinlicher.

Es stellt sich die ernste Frage, was in diesem Land eigentlich vor geht. Irgendetwas geschieht. Man weiß nur nicht, was.

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