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  • exkoelner

mehr als 1000 Beiträge seit 28.06.2012

Vom Ende her denken ist leider out - seit 20 Jahren und mehr

Leider sind die Bundesregierungen (erzwungen?) und empirisch belegt lernresistent, so das es mir schwer fällt, von dort sinnvolle Maßnahmen, auch zukünftig zu erwarten. Diverse Fehlentscheidungen sind bereits länger bekannt, die jetzt, im Falle der Krise nur offensichtlicher werden. Das ist ein leider gängiges Problem vieler, das sie offensichtlich nicht in der Lage sind, zu Zeiten der Nicht-Krise ihre Planungen trotzdem so auszulegen, das sie auch eine Krise überstehen. Es gibt da eine gepflegte Naivität, die so weit ausufernd gepflegt wurde, das sie mittlerweile in Ministerien entscheidet, aber auch in Planungsstäben und auch in Konzernen, denn diese Art zu denken, landet ja nicht nur in Politik. Sicher da vermehrt, weil das ein Verantwortungsloser Bereich geworden ist, aber über die Kompetenzen in gepamperten Konzernzentralen, geretteten Banken, Diskurslosen Universitäten, sollte man sich auch keine Illusionen machen.

Das fing schon mit H4 an. Das durch Einkommensbremsen diverser Art, hier auch langfristig die Wirtschaft geschwächt wird, ohne Kaufkraft bei den Konsumenten und stetiger Effizienzsteigerung bei der Produktion, ist irgendwann Feierabend mit Konsum der hiesigen Bevölkerung, das ist ne Binse. Das kann man sich in den USA im Rust-Belt anschauen fahren, aber ein kurzer Tripp ins Ruhrgebiet, reicht auch. Das die Ausweitung des Export das nicht auf Dauer kompensieren kann, auch. Denn Deutschland ist nicht das einzige Land der Welt das gerne exportieren möchte. Und selbst, wenn das eine Zeit lang sogar gelingt, schafft man dadurch instabile Verhältnisse, denn ein ständiger Export-Überschuß bedeutet auch gleichzeitig, bei den Handelspartnern ständiger Import-Überschuß. Und irgend etwas auf der Welt passiert, verändert sich, und man hat sofort massive Probleme, wenn man seine gesamte Wirtschaft auf über 50% auf Export getrimmt hat - und die Binnenwirtschaft kollabiert - und mit ihr dann die Gesellschaft. Das hatten wir bereits in den 1920ern hier, und auch schon fast weltweit. Muss man jede Fehlentwicklung der Vergangenheit fast 1:1 nochmal nachspielen? Deutschlands Faschismus wäre ohne die Fehlentwicklungen der Weltwirtschaftskrise so kaum vorstellbar. Die Faschisten in der Ukraine, hatten nur eine Chance, weil die Ukraine wirtschaftlich durch Oligarchen-Wirtschaft nie aus dem Quark kam. Die Regierungspartei der Ukkraine Swoboda 2014 hat eine Parteinahe Denkfabrik, und nannte sie Josef-Gobelles-Zentrum - ist das der neue Anti-Faschismus dem die EU sich verschrieben hat?

Dasselbe bei Migration. Seit Jahrtausenden wandern Menschen aus ihrer Heimat ab, und kommen irgendwo an und bleiben dann dort. Ist eigentlich kein dickes Ding. Nur gibt es dabei einige Faktoren, die relevant sind. Und wenn man die nicht bedenkt, aus was für Gründen auch immer, können die sich bei angepassten Größenordnungen a) kaum auffallen - bei unangepassten Größenordnungen b) problematisch werden, was höheren Integrationsaufwand bedeutet, der gesellschaftliche Ressourcen bindet, die woanders fehlen - und wenn man das auch nicht richtig macht, sogar zu c) einem Gesamt-Gesellschaftlichen Problem führen, das nicht mehr gehandelt werden kann, und die Gesellschaft als Ganzes kollabiert - was keinem nützt, langfristig betrachtet.

Und jetzt das Thema Energie. Ich finde jede Initiative, die dafür sorgt, das weniger fossile Brennstoffe verbrannt werden müssen um den Status Quo halbwegs zu halten, aber damit die Luft und Erdatmosphäre weniger als bisher belasten, sehr lobenswert. Nur, wenn eine Transformation von fossiler Energie zu nicht-fossiler geplant wird, sollte das a) nicht Hauruck passieren, denn die moderne Welt in der wir im "Werte-Westen" alle leben, ist u.a. aus 250 Jahren Nutzung von fossiler Energie entstanden. Das ist den 85% der "Rest-Weltgemeinschaft" nicht verborgen geblieben, und das der "Werte-Westen" damit einen Grundstein seines Wohlstand auch entwickelt hat, ebenfalls nicht. Nun wollen die das auch, und ich finde das verständlich. Das heißt aber auch, auf jede KWh aus fossiler Energie, auf die wir hier verzichten, stürzen sich in einem unregulierten Energiemarkt sofort dankbar Abnehmer der Welt, und das Thema CO2-Reduzierung ist ein Nullsummenspiel, mal ganz davon abgesehen, ob so überhaupt die Hauptprobleme der Menschheit sinnvoll angegangen werden können? Aber mal angenommen, wie überzeugt man dann den "Rest" der Welt, also ca. 85% der Menschheit, dabei fröhlich mitzutun?

Besonders wenig zielführend dabei scheint mir, a) das der "Werte-Westen" sich ständig, aber besonders seit 20 Jahren militärisch sich nur durch fadenscheinigste Begründungen kaschiert, den Zugriff auf möglichst viele fossile Ressourcen sichert. Macht das die angebliche CO2-Reduzierungs-Politik des "Werte-Westen" glaubwürdig? Warum b) glaubt der "Werte-Westen" für die ganze Welt zu sprechen, ohne den "Rest", also die 85% zu konsultieren, und hat für die meisten zeitgenössischen Divergenzen in der Welt nur eine, recht undiplomatische, aber im Verhältnis doch sehr CO2 intensive Lösung, Bomb them?

Warum hat man sich bei dem Start von Billionen Investititionen und damit Kosten für die Gesellschaft von der Energiewende, offensichtlich keine Gedanken über ärmere Bevölkerungsschichten gemacht, wie die damit umgehen sollen - und keine, über die Dunkel-Flaute, die war sicher auch schon in den 80ern denkbar?

Aktionismus ist etwas für Teenager, und kann sogar gelegentlich positive Entwicklungen anstoßen, wie z.B. das auch heute Jeanshosen in gehobenen Berufsumfeld getragen werden kann, oder bunt bedruckte T-Shirts (naja) - aber in Welt-Politik, Geostrategie und dem Gesamtgesellschaftlichen Wohl möglichst aller?

Das bei Sanktionen von Putin-Gas nicht eine KWh der Weltatmosphäre im gegegeben Setting erspart bleibt, ist keine sonderlich komplexe Denkleistung. Das die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine das nochmal verschlimmert, auch nicht. Das diese Art zu denken und auf immer wieder aufkommende Interessenkonflikte so zu reagieren, mehr als Teenager-haft ist, auch. Was soll das? Wollen wir jetzt Probleme lösen, die angeblich die gesamte Welt bedroht, oder nicht? Und wäre es nicht dann sinnvoll, auch mit der Welt auf Augenhöhe und ernsthaft zu sprechen, anstatt nur auf den eigenen Standpunkt immer wieder Teenager-haft zu verweisen?

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (29.06.2022 11:00).

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