... am Ende trotzdem mit Signalwirkung behaftet.
Die Beschaffungskosten liegen so hoch, weil man sich weigert, die Sanktionen gegen Russland ein Stück weit zurückzufahren. Die Sanktionen sind unwirksam, berücksichtigt man die Zielsetzung, denn die russische Regierung zeigt sich unbeeindruckt und hat in Asien neue Kundschaft gewonnen. Die Sanktionen sind aber ursächlich für die heftigen Einschäge in der europäischen Wirtschaft und eben, weil Deutschland bislang von günstigen Energieträgern aus dem Import lebte, auch bei uns. Einen Rohstofflieferanten sanktionieren ist nicht klug, wenn der Rohstofflieferant andere Abnehmer finden kann und man selbst von den Rohstoffen abhängig ist! Es ist ja nicht nur Gas, was aus Russland importiert wird, sondern auch Öl, Kohle, Uran, aber auch Getreide wie z.B. Weizen.
Die Turbine, die zur Reparatur für die Nordstream-Pipeline benötigt wird, kommt nun nicht mehr aus Deutschland raus, eben wegen der Sanktionen. Das ist natürlich ein schlechter Witz, wenn man bedenkt, dass erst Deutschland Druck auf Kanada ausübte, um die Turbine zurückzubekommen - und jetzt nimmt man sich alle Zeit der Welt, die Turbine weiterzureichen und behauptet frech, andere wären schuld.
Politisch tabu aber zwingend erforderlich zu diskutieren ist auch die Öffnung von Nordstream 2. Die Pipeline ist fertig, darf aber nicht geöffnet werden. Übrigens auch OHNE Sanktionen nicht, denn da sind mannigfaltig Interessen mit verbunden und sie alle wirken gegen eine "einfache Öffnung". Würde man dagegen die Pipeline heute öffnen, würde auf einen Schlag die Gas-Knappheit gelöst, ganz Europa mit Gas versorgt und der Gaspreise fiele sofort zurück auf das Vorkrisenniveau. Aber man will nicht.
Ja, die Beschaffungskosten treiben den Preis. Rund fünfzig Prozent des Endkundenpreises wird in Deutschland aber durch Steuern ausgemacht. Jeder Cent, der bei der Beschaffung draufkommt, gibt noch einen Cent Steuern für's Staatssäckel. Kein Wunder, dass die Regierung kein Interesse hat, NS2 zu öffnen, weil ja sonst die Gaspreise sänken und man weniger Steuern einkassieren kann. Der grundsätzliche Gierfaktor, mit WENIG Angebot die Preise zu treiben und damit mit WENIGER Aufwand MEHR Gewinn zu generieren, wirkt also nicht nur bei kapitalistischen Unternehmen, sondern auch bei unseren Volksvertretern, die meinen, damit auf Dauer durchzukommen.
Die Gasumlage ist im Grunde nur noch eine Steuer auf die Steuer. Und selbst wenn morgen der Beschaffungspreis sich normalisieren würde, die Umlage bleibt uns erhalten. Wann wurde in Deutschland je eine "liebgewonnene" Steuer wirklich ersatzlos abgeschafft? Manche historische Steuer zahlen wir noch heute: die "Schaumweinsteuer" wurde noch im Kaiserreich eingeführt, um U-Boote finanzieren zu können. 104 Jahre nach dem Matrosenaufstand in Kiel und der letzten Feindfahrt kaiserlicher U-Boote zahlen wir aber noch immer die "Schaumweinsteuer". Glaubst du, die Gasumlage würde abgeschafft werden, wenn Uniper "gerettet" wurde und der Beschaffungspreis dank normalisierter Beziehungen zu Russland wieder sinkt?
Nope.