Bitte versteht mich nicht falsch: Ich will den Gaza-Krieg nicht gutheißen. Aber ein wenig mehr geschichtlich informierter Realismus wäre bei der Beurteilung des Konfliktes schon von Vorteil.
Dieser Artikel basiert auf einer Interpretation des Judentums, die ein Dreivierteljahrundert hinterher hinkt. Die Reputation der Juden und insbesondere des historischen Israel war 1945 wirklich auf dem Tiefpunkt. Ja, die Juden genossen seit den Verbrechen des Nazi-Deutschland Mitleid. Als Opfer. Aber genossen sie auch Ansehen und Respekt?
Seit den folgenden Kriegen im Nahen Osten hingegen ist beides im Steigen.
Denn: In den illustren Kreis weltweit respektierter Staaten wie beispielsweise USA, UK, Japan oder auch Deutschland kann nur aufgenommen werden, wer in seiner Geschichte eine ordentliche Anzahl von Schandtaten vorzuweisen hat. Nur wer bewiesen hat, dass er notfalls bereit ist, seine Machtstellung erbarmungslos durchzusetzen, erntet jenen Respekt den es braucht, um seine Feinde genügend in Furcht zu versetzen, damit sie vor Angriffen zurückschrecken, und um seinen Freunden auf Augenhöhe zu begegnen.
Bis 1945 ist die Weltbevölkerung jüdischen Glauben ja nun eindeutig überwiegend auf der Opferseite gelegen. Und alle Vorwürfe kollektiv durch Juden begangener Verbrechen haben sich im Nachhinein als bösartige Propaganda ihrer Peiniger erwiesen. Selbst "unseren Heiland" haben letztlich die Römer ermordet, nicht die Juden – die selbst ein Jude war und wie diese unter den Römern sehr gelitten hat.
Seit es das moderne Israel gibt, und seit man dort mit harter Hand agiert, kommt Bewegung in die Entwicklung. Nicht nur für Israel sondern für das Judentum insgesamt. Man spricht von dem Land Israel, und schließt dabei meistens auch Juden in der Diaspora ein, mal mit Respekt, mal mit Abscheu, doch selten nur noch mit jener Verachtung, die man sonst für weinerliche Schwäche übrig hat, derer man sie traditionell bezichtigte. Man sage nur einmal das Wort "Mossad" – und es klingt wie Donnerhall. Die IDF gelten als eine der besten Armeen der Welt. Dazu die Waffen: Der Iron-Dome, die Uzi, der Merkava Panzer – alles legendär. Einen besseren Ruf genießen wirklich nur noch deutsche Waffen … warum wohl?
Ob der Gaza-Krieg nun jene zuvor genannte "Schandtat" sein wird, die es für Israel braucht, um endgültig im Kreise der Großen aufgenommen zu werden, muss die Geschichte zeigen.
Aber meine Prognose ist eher: Israel wird für diesen Krieg eher Respekt ernten, als Reputation verlieren. Aus menschenrechtlicher Sicht mag der Krieg im Gaza ein himmelschreiendes Unrecht und eine Tragödie darstellen, doch aus machtpolitischer und soziologischer Sicht könnte Israel gar nicht richtiger handeln, als diesen Krieg bis zur letzten Konsequenz zu einem vollständigen Sieg zu führen.
Sorry. Wäre schön, wenn es anders wäre, doch so läuft es nun mal auf dieser Welt. Nicht die Guten siegen, es sind die Harten.
(Edit: Textkorrekturen)
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (12.02.2024 18:40).