Welche Überraschung

Durchhalteparolen und Krokodilstränen von denen, die seit Monaten verbal auf die russischen Aggressoren eindreschen, sie mit Strafaktionen überziehen und ihnen nichts Gutes wünschen, ohne auch nur in Ansätzen erkennen zu lassen, dass die infantile Darstellung vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf (das Bild hat Papst Franziskus gesten laut Guardian gebraucht) einseitig ist und der Reinwaschung der Strategie des Westens dient, der im Vorfeld den Konflikt so lange geschürt hat, bis Moskau glaubte, es nicht mehr hinnehmen zu können und einen verachtungs- und verabscheuungswürdigen Krieg angezettelt hat.
Welche Reaktionen haben die Politiknovizen der Grünen beiderlei Geschlechts als Antwort auf die Boykottmaßnahmen und den Versuch, maximal zu bestrafen erwartet? Den meisten Bürgern, von denen sich viele jetzt schon das Leben kaum noch leisten können, war klar, dass diese monumentale Dummheit Putin kaum stoppen, uns und vielen anderen aber immens schaden würde, ohne den Krieg und das Leid auch nur in Ansätzen zu verkürzen. Trotz der manipulativen Medienoffensive ist das Scheitern der Sanktionspolitik offensichtlich, die Ausdehnung der Waffenlieferungen und damit die Verlängerung des Schlachtens nicht zu verantworten und die Gefahr einer atomaren Katastrophe höher denn je. Diese Ergebnisse politischen Handelns sind dermaßen bescheiden, dass der Begriff "Komplettversagen" ein Eupemismus ist. Beispielhaft erwähnt sei, dass das Auswärtige Amt, das normalerweise der Ort diplomatischer Aktivitäten zur Konfliklösung ist, der Diplomatie abgeschworen hat und stattdessen auf eskalierende Maßnahmen setzt, weil die moralisch-emotional besser ins (US-amerikanisch geprägte) "Weltbild" passen.
Haben wir wirklich verdient, dass "grüne" Politik und weibliche fdp-Waffenlobbyistik der schrillsten Art ohne erkennbar positive Ergebnisse unser aller Leben derart beeinträchtigen? Der Hass, die Wut, die Frustration sind ja nachvollziehbar, aber was wir brauchen, sind intensive Versuche, eine Lösung zu finden, nicht hassgetriebene Revanchephantasien einer Atommacht gegenüber, die real existiert und nicht verschwindet, auch wenn man, wie die Vertreter der Böllstiftung für sich in Anspruch nehmen können, auf dem Maidan 2014 scheinbar schonmal Erfolg gehabt zu habe.