Die Grünen sind so links und grün wie der Papst evangelisch.
Was "grün" (Umwelt- und Naturschutz) angeht, gebe ich Ihnen recht. Daß sich die Grünen darauf berufen, ist seitens der Parteispitze meiner Meinung nach reine Heuchelei. Und selbst die Parteibasis dürfte nur zu geringeren Teilen grün sein.
Aber mit "links" ist das anders, wobei es natürlich darauf ankommt, wie sie diesen Begriff definieren.
Sie sind illiberal, autoritär und strukturell männerfeindlich.
Illiberal und autoritär ist die Linke immer. Was nicht illiberal und autoritär ist, kann unmöglich links sein. Wenigstens soweit die Unterdrückung der Meinungsfreiheit mich selber erheblich beeinträchtigen könnte, und Personen in meinem entfernteren Bekanntenkreis tatsächlich erheblich beeinträchtigt hat, ist sie immer links gewesen.
Das mit der Männerfeindlichkeit ist natürlich neueren Datums, das läßt sich für die Jakobiner oder die Bolschewiki so nicht behaupten. Aber dies als Grund nehmen, die Grünen nicht als links einzustufen? Inwieweit das offizielle Selbstverständnis der Grünen früher links war oder heute noch links ist, vermag ich nicht zu sagen. Deren Parteiprogramm habe ich nicht studiert. Aber wenigstens die grüne Parteibasis dürfte ihrem Selbstverständnis nach immer links gewesen sein und auch heute noch links sein. Und Koalitionen der Grünen mit SPD oder der Linken, die ihrem Selbstverständnis nach eindeutig links sind, sind viel häufiger und unproblematischer als Koalitionen der Grünen mit der CDU oder gar der FDP.
Natürlich ist "links" ein etwas schwammiger Begriff. Aber wenn Sie das offizielle oder inoffizielle Selbstverständnis von Grünen/Linken/SPD in Frage stellen, warum auch nicht auch deren Einstufung der AfD als rechts? Die AfD wurde zwar früher von Wirtschaftsliberalen dominiert, aber die Zeiten dürften vorbei sein und der nationale Flügel der AfD einer sozialen Politik (selbstverständlich mit nationalistischen Einschlag) viel offener gegenüberstehen.