Zu viele Themen eingepackt. Das Stichwort 'gefährliche Klasse' ist wichtig und würde eine vertiefte Betrachtung verdienen. Die Massnahmen vieler Regierungen in der Welt sind grundsätzlich schwer nachzuvollziehen. Die negativen, kontraproduktiven Auswirkungen sind vorhersehbar. Als bewusst herbeigeführte Isolation der 'gefährlichen Klasse' machen sie zum Teil Sinn, oder besser, weniger zynisch ausgedrückt, werden nachvollziehbar. Allerdings hat z. B. der indische Premier Modi schon in anderen Zusammenhängen kaum verständliche Massnahmen mit kontraproduktiver, ja disruptiver Wirkung veranlasst, etwa im Rahmen der sogenannten Demonetarisierung. Man müsste also gezielt der Frage nachgehen, ob es sich in der Tat um eine Art Klassenkampf von oben handelt, oder doch eher um konzentrierte Inkompetenz.
Es ist schon möglich, dass die C-19-Krise zu einer Verstärkung gewisser Tendenzen führt, die man unter dem Stichwort Digitalisierung zusammenfasst. Andererseits waren diese schon vorhanden und es ist durchaus fraglich, ob die heraufziehende Systemkrise, die durch C-19 nicht ausgelöst, aber doch beschleunigt wird, die Grundlagen für die Realisierung der feuchten Träume der digitalen Technokraten intakt lässt. Die kapitalistische Maschine braucht möglichst viel Kaufkraft, sonst gerät sie ins Stottern. Diese schmilzt aber gerade bedrohlich ab, die schon lange vor sich gehende ökonomische Polarisierung gewinnt an Schärfe und das bedeutet, dass Abermillionen sich weniger leisten können, während Tausende, die längst auf höchstem Konsumniveau leben dieses kaum noch steigern können. Dagegen ist Big Data machtlos. Facebook muss z. B. damit rechnen, dass das Werbeaufkommen mittelfristig massiv sinkt. Wenn die Leute kein Geld haben, ist Werbung sinnlos.
Naomi Klein lässt sich allzu sehr von dem vollmundigen Geschwätz der 'Welt zu einem besseren Ort-Macher', der wirklich gefährlichen Klasse beeindrucken. Solange die Börse boomt, wird das Ego aufgepumpt, aber auch der Finanzsektor kann sich nicht ewig vom Zustand der Realwirtschaft abkoppeln. Die Gewinne der Konzerne werden schmelzen. Sie sollte auch ernst nehmen, in was für einem desolaten Zustand das Imperium sich befindet. In sehr absehbarer Zeit wird Wichtigtuerei nichts mehr nützen.