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  • Leser2015

492 Beiträge seit 19.11.2015

Sterile Immunität nach Impfungen nicht eher die Ausnahme?

Obgleich ich das Format mag und kein Mediziner bin, möchte ich der geschätzten Autorin in einem mir wirklich wichtigen Punkt widersprechen: »Wirkt die Grippeimpfung bei der Pflegebedürftigen nicht, aber bei deren Pflegerin, findet auf diesem Weg keine Ansteckung statt.« (Jutta Blume)

Dies ist wohl ein Irrtum, der tragische Folgen haben könnte. Meines Wissens muss man klinische Immunität (https://flexikon.doccheck.com/de/Klinische_Immunit%C3%A4t) und sterile Immunität (https://flexikon.doccheck.com/de/Sterile_Immunit%C3%A4t) unterscheiden – und Impfungen erzeugen leider meist nur eine klinische, übrigens gerade die gegen Influenza, schützen also Geimpfte nach einer Infektion durch Erregerkontakt bestenfalls vor jeglichen Symptomen oder im Falle eines Impfversagens zumindest noch vor schwerem Krankheitsverlauf. Nahezu alle Impfungen können so einen gewissen Eigenschutz gewährleisten, jedoch nur sehr selten echten Fremdschutz.

Interessanterweise soll gemäß Deutschlandfunk nur ein einziger Impfstoff eine Ausnahme darstellen: »Sterile Immunität kann von der Masernimpfung erreicht werden, aber sonst ist bisher kein anderer Impfstoff dazu in der Lage.« (Dlf | Volkart Wildermuth | 18.05.2022 | https://www.deutschlandfunk.de/hoffnung-auf-sterile-immunitaet-100.html).

Und selbst bei einem wirklich idealen Impfstoff, der sterile Immunität und damit zugleich einen wirksamen Fremdschutz bieten kann, müssen natürlich trotzdem mögliche, sehr seltene Impfschäden mathematisch ins Verhältnis zum Nutzen gesetzt werden, was bei hochansteckenden gefährlichen Infektionskrankheiten, etwa historisch den Pocken, gewiss leichter gelingt als bei vergleichsweise harmloseren, denn Impfgeschädigte wären zum Impfzeitpunkt (noch) nicht infiziert, sondern hinsichtlich der abstrakten Gefahr, vor der eine Impfung schützen möchte, völlig gesund und würden sich vielleicht auch niemals im Leben infizieren. Genau das ist der zentrale Unterschied etwa zu Therapieschäden im Zuge der Behandlung schon bestehender Erkrankungen.

Unter Risikogesichtspunkten verbietet sich deshalb auch der direkte Vergleich zwischen negativen Impf- und Erkrankungsfolgen, wie von nahezu allen Medien zu COVID-19 gerne präsentiert, denn es handelt sich um ganz verschiedene Wahrscheinlichkeiten; das Risiko eines Impfschadens trägt man nach positiver Impfentscheidung komplett, während die Erkrankung mit Glück vielleicht zu vermeiden wäre, was jeden Schadenseintritt, hier etwa Long COVID als Erkrankungsfolge, zur bedingten Wahrscheinlichkeit macht.

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