Schatten fördert Depression

Wäre auch mal eine Untersuchung wert. Schatten bedeutet Dunkelheit, Dunkelheit kann depressive Stimmlagen verstärken. Dichter Baumbestand kann auch die Häufigkeit des gesundheitsschädlichen Einsatzes ohrenbetäubender Laubbläser erhöhen.

Es gibt tatsächlich auch Baumfeinde. An der von Bäumen verursachten Verschattung von Fensterflächen stört sich hier jedenfalls regelmäßig die Eigentümerversammlung, der ich nicht angehöre. Bäume werden daher auf Beschluss regelmäßig und mit wachsender Begeisterung gefällt. In den Bäumen nächtigen gerne auch Tauben und kacken auf darunterliegende Gehwege. "Diese scheiß Bäume", wird hinter vorgehaltener Hand vermutlich geflüstert. Manchmal gibt es Ersatzpflanzungen dort, wo wo nicht ständig hingeschaut wird.

Manche Fällungen der letzten Zeit führe ich auch darauf zurück, dass hausmeisterliche Faulheit bei der Beseitigung von Blütenmaterial sowie Aversion gegen herbstliche Blätterbeseitigung besteht. Solange Bepflanzung eher als Problem, nicht als Lösung verstanden wird, sehe ich schwarz.

Apropos schwarz: Als Informatiker werde ich zwar bei heller Sonneneinstrahlung depressiv, bevorzuge allerdings die Dunkelheit eines fensterlosen Serverraums im Keller. Habe also absolut nichts gegen einen schattenspendenden Baum vor dem Küchenfenster, an dessen Stamm die Eichhörnchen spielen. Das wirkt beruhigender als ein B-Baum-Filesystem.

Alles nicht ganz ernst gemeint. Aber ich verspüre in meiner tendenziell gutbürgerlichen Umgebung leider eine bedauerliche Ignoranz gegenüber der Natur. Oft wird diese eher als lästig statt nützlich empfunden. Schatten im Zimmer, ekelige Viecher im Efeu, klebriges Zeug auf dem Autodach, Vogelkot und Nacktschnecken auf den Gehwegen und so...

Weil bei Starkregen zunehmend die Keller volllaufen, wäre gegenüber den Bewohnern hier vielleicht das Argument hilfreich, Bepflanzung könnte davor schützen. Vermutlich aber wird eine bessere Versiegelung beschlossen und Aufschüttung von Tonerde, damit das Wasser woandershin fließt.