Hallo zusammen.
Ich hab gerade lediglich wahllos ein paar postings aus dem Forum
gelesen, daher kann's sein, dass mein Beitrag nicht wirklich neu ist.
Sei's drum:
Man kann den Artikel von Fr. Simon fuer witzig halten oder nicht, aber
er ist IMHO tatsaechlich nur eine ziemlich flache *Kritik*. Und dazu
leider ungenuegend recherchiert.
Frau Simon! Wenn ich schon die Links zum Originalexperiment angebe und
inhalte von dort reproduziere, dann bitte auch richtig. Das
Original-Experiment dauerte nicht eine Woche, sondern wurde schon am
sechsten Tag beendet. Waehrend das eventuell noch Haarspalterei ist
(aber dennoch unnoetig ungenau) stellen Sie im Artikel selbst
anschaulich unter Beweis, dass Sie den Film nicht besonders aufmerksam
angeschaut habe. Ich qoute mal:
---
(...) Dass Maren Egger allerdings auf dem Tisch vom Bleibtreu einen
Zettel findet, auf dem steht, dass er zum Experiment geht, dass sie
eine Pistole mitnimmt und auch gerade rechtzeitig zum Finale kommt, um
noch einen von den Bösen totzuschießen..., (...)
---
Ich erklaers Ihnen mal, denn Sie sind wohl schon 5 Minuten vor dem
Schluss nach Hause gegangen: Maren Egger kommt in den Besitz der
*Gaspistole* waehrend Sie durch die Gaenge der Uni irrt. Die Pistole
liegt auf dem Boden neben dem erschlagenen Tiemo Dierkes ("Elvis
Imitator"), der diese urspruenglich mitgebracht hat. Mit dieser
*Gas*Pistole *erschiesst* Sie keinen Boesen, denn der Getroffene (und
dadurch lediglich zur Raeson gebrachte) Boese spaziert ja nach dem
dreifachen "Bauchschuss" recht munter nach draussen...
Das zu wissen braucht es keine besondere Auffassungsgabe sondern nur
den Willen seinen Job ernsthaft zu machen (also hinsehen und im Zweifel
zumindest leidlich nachzurecherchieren...)
O.k., das dazu.
Letztlich koennte man das verschmerzen, wenn Sie eine Analyse des Films
betrieben haetten (= Kritik?) anstatt bloss eine wertende
Inhaltsbeschreibung abzuliefern. Aber dazu kam's nicht.
Was waere eine Kritik gewesen? Na zum Beipiel das, was dem deutschen
Filmdienst aufgefallen ist: Der Film hat den Anspruch die ethischen
Implikationen eines solchen Experiments zu beleuchten, eventuell auch
die Menschen dazu zu bringen ueber sich und ihre unbewussten
Verhaltensweisen nachzudenken. Aber was tut der Film statt dessen: Er
nimmt diesen Anspruch nur als Aufhaenger fuer einen maessigen deutschen
Action-Thriller mit Verfolgungsjagd & Showdown. Spaetestens in der
zweiten Haelfte geht der Film seines Anspruchs verlustig. Der Zuschauer
darf sich im Verlauf des Films nach anfaenglichem Unbehagen beruhigt
zuruecklehnen, denn dank M. Bleibtreu & Bundeswehrmajor, bzw.
sadistischem Schwulen mit Nazi-Zuegen ist gut und boese klar verteilt,
mit Denken ist nix mehr. Das Publikum will gegen Ende Blut und bekommt
es.
Da faellt es dann auch nicht mehr ins Gewicht, dass der Film ab dem
Punkt absurd wird, an dem sich das Wachpersonal gegen die
Uni-Angehoerigen auflehnt. Die Machtverhaeltnisse koennen ja nur
innerhalb des experiments ausgeuebt werden. Den Beobachter & die
Frau Prof. zu kidnappen macht keinen Sinn, an diesem Punkt waere das
Experiment spaetestens selbstaendig zusammengebrochen (der film
versucht das (ohne Erfolg) zu retten, in dem "nur der Herr
Proffessor" die Autoritaet haette das Experiment zu beenden.
Jaja.)...
Naja, vielleicht ergibt sich ja aus diesen Punkten irgendeine
Diskussion zum Film im Forum, der Artikel regt ja nicht zwingend dazu
an sich ueber den oberflaechlichen Inhalt des Films hinaus mit dem
Thema Machtstrukturen zu beschaeftigen...
MfG,
Martin Hauser