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  • Boandlgramer

mehr als 1000 Beiträge seit 11.04.2016

Relative Armut...

... ist natürlich mathematisch nicht ausrottbar. Was aber diejenigen, die sich gerne darüber mokieren, verdrängen, ist, dass die Verteilung von Einkommen und Vermögen die Preise bestimmen. Man müsste Einkommen (oder Armut) in Parametern wie gesunde Ernährung, sichere Wohnung, Gesundheitsversorgung, Alterssicherung, Lebenserwartung, Zufriedenheit messen.

Dann würde man schnell feststellen, dass es unseren Armen kaum besser geht, als anderen Armen auf der Welt - obwohl sie in einem der reichsten Länder der Welt wohnen.

Wenn es Mittelstand und Oberschicht deswegen gut geht, weil es ein Prekariat gibt, dass billig arbeitet, dann betrachten wir das historisch als eine Gesellschaft von Sklavenhaltern. Wenn bei uns die Trucker wochenlang in ihren Kabinen pennen und dann trotzdem nur den Mindestlohn nach Hause nehmen, dann hat sich der Trucker nicht genug Bildung erarbeitet. So widmen sich Teil der Gesellschaft ihre Schuld in ein Naturgesetz um und individualisieren die Verantwortung für die Sklaverei bei den Sklaven. Nicht anders haben es die Sklavenhalter der Südstaaten oder im antiken Rom getan.

Zivilisation setzt eine Verteilung von Existenzsicherheit voraus, die für alle ausreichend ist. Das funktioniert in vielen Ländern nicht (mehr - war schon mal besser...) und es sollte bei uns besser funktionieren, weil die Resourcen eigentlich vorhanden sind. Nicht SUVs sind Zivilisation, sondern die Fähigkeit ein Gemeinwesen so zu gestalten, dass alle Individuen objektiv ein Daseinsrecht ausüben können.

Deswegen sind all diese Erscheinungen - und noch mehr die oft armseligen Rechtfertigungen dafür - einfach ein eklatanter Mangel an Zivilisation.

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