Wen es trifft

Die erste Frage ist natürlich, warum haben wir die Seuche und andere haben sie nicht.
Am Kapitalismus allein kann es nicht liegen, denn es gibt moderne kapitalistische Staaten in Asien, die haben die Seuche unter Kontrolle gebracht, während es bei uns schlimm anfing und immer schlimmer wurde.
Die Verseuchung bringt Unruhe in die Produktionsabläufe und in die Arbeitsverhältnisse. Die Drosselung der Kontakte in der Gesellschaft beeinträchtigt die Produktivität, gewisse Tätigkeiten, die für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen notwendig sind, können nur eingeschränkt ausgeübt werden.
Irgendjemand hat dann den Schaden davon. Da grundsätzlich jeder den Schaden auf andere abzuwälzen sucht, der die Möglichkeit dazu hat, trifft es am Ende immer die, die auf der Stufenleiter der gesellschaftlichen Hierarchie unten stehen. Dort wird dann schlecht gelebt und am Ende bevorzugt gestorben.
Diese Gesellschaft kennt krasse Einkommensunterschiede und noch viel krassere Vermögensunterschiede. Legitimiert wird die ins Auge springende Ungleichheit damit, dass Anreize geschaffen werden müssen und die Kapitalakkumulation die Produktivität steigert, weil komplexe und auf Arbeitsteilung beruhende Industrien für technisch anspruchsvolle Produkte nur auf die Art in der kapitalistischen Produktionsweise entstehen können.
Wenn die Produktion hingegen gedrosselt wird und den Leuten was weggenommen wird, läuft das System aus dem Ruder und die Leute revoltieren. Der Staat, der für die Eigentumsgarantie sorgt und das Geld druckt, das den Kapitalisten reich macht, wird notwendig repressiv werden müssen. Statt eines freiheitlich demokratischen Rechtsstaats bekommen wir den Überwachungsstaat und die Volksbestrafung im Ordnungswidrigkeiten- und Strafgesetz. Klar lauert am Ende immer der Zwang und der Knüppel kommt aus dem Sack. Für die Prekarisierten und Hartz-IV-Empfänger, die ihre Existenzberechtigung vor den Bürokratensesseln ihrer Aufsichtsführenden unter Beweis stellen müssen, ist das ja ohnehin der Normalzustand.