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  • mihau

345 Beiträge seit 06.01.2000

Die Rache des politischen Kabaretts an sich selbst

Es sind fast* ausnahmlos Alle politischen Kabarettisten, die eigentlich schon seit der Pandemie, aber spätestens seit Februar 2022 - und da hat die Autorin vollkommen recht - sprachlich zu den jeweils Mächtigen 'rübergemacht haben.

Bestimmte Dinge waren plötzlich in Stein gemeißelt: Impfung war gut, Schwurbler waren böse und dann ist eines Tages auch noch der Russe über Nacht verrückt geworden und hat den ersten Angriffskrieg in Europa seit '45 begonnen. Wer, wie u.a. Wagenknecht (die spätestens mit "Die Selbstgerechten" alle Sympathien bei sich selbst für irgendwie links Haltenden verspielt hatte), zaghaft auf Widersprüche, eine Vorgeschichte oder gar Joschka Fischer/NATO/Jugoslawien 1999 verwies, der war putingesteuert und wurde kurzerhand neben der AfD zum neuen beliebten Ziel im Kabarett.
Der Kaiser, der keine Parteien, sondern nur noch Deutsche sah, wäre auf dieses Kabarett sicherlich stolz gewesen.

Die Grünen jedoch sind bis heute sakrosankt, wie alle sich noch irgendwie "links" verstehenden, im ÖRR stattfindenden Kabarettisten noch tagtäglich beweisen. Ja, hier und da kommt noch ein Alibi-Satz der Kritik, ist aber meistens von Länge und Inhalt (mit "Sie haben ihre Ideale verraten" war es das meistens auch schon) her zu vernachlässigen. Die wahren Ziele werden aber dort verortet, wo sich die finanziell relativ gut aufgestellten Kleinkünstler eben nicht befinden.

Bei den üblichen Verdächtigen, den ultra-reaktionären Komikern - Nuhr, Schroeder, Bosetti, Neumeier - und den US-Formate kopierenden TV-Moderatoren - Welke, Böhmermann, Ehring - kommt das nicht besonders überraschend.
Schade ist es um all die ehemals kritischen Stimmen: von Wagner und Uthoff von der Anstalt, Sieber und Simon (aber auch Schmickler und Becker!) von den Mitternachtsspitzen und Urban Priol. Aber eben auch um Leute wie Tobias Mann oder Jochen Malmsheimer.

*Zu Mathias Tretter, Anny Hartmann oder HG. Butzko kann man - noch, finde ich - nichts abschliessendes sagen; Lisa Fitz und Uwe Steimle wurden aus dem ÖRR entfernt und Christine Prayon ist von selbst gegangen.

Die Rentner Georg Schramm, Volker Pispers und die verstorbenen Matthias Beltz, Dieter Hildebrandt oder Richard Rogler werden angesichts all des Irrsinns gerade schmerzlich vermisst.

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