Ansicht umschalten
Avatar von Levski
  • Levski

mehr als 1000 Beiträge seit 20.08.2001

Der Kaiser ist nackt

"Nun, die bevölkerungsökonomische Herangehensweise ist notwendig, da
sie Ursachen und wahrscheinliche Konsequenzen einer
Bevölkerungsstruktur recht präzise aufzeigt und den Blick für
notwendige politische Maßnahmen schärft."

Naja, das kann man so sagen. Aber ich fürchte, er sagt "notwenig",
meint aber insgeheim "notwenig und hinreichend". Und das hielte ich
für sehr gefährlich.

"sozialpolitisch und bevölkerungspolitisch"

Nun sag mir mal einer den Unterschied zwischen "sozialpolitisch" und
"bevölkerungungpolitisch"? Oder sieht der Herr Professor die
"Bevölkerung" nur als eine Summe von Individuen, die keine
Beziehungen zueinander haben? <ironie> Naja, mag vielleicht auf
Deutschland zutreffen </ironie>

"Welche Vorteile bringt eine stärker bevölkerungsökonomisch
ausgerichtete Familienpolitik?"

Gerade hat der doch gesagt "bevölkerungspolitisch", wieso jetzt
"bevölkerungsökonomisch"? Soll das bedeuten, dass Ökonomie und
Politik dasselbe sind? <ironie> Naja, mag vielleicht auf Deutschland
zutreffen </ironie>

"Wir müssen doch zur Kenntnis nehmen, wo die niedrigsten
Geburtenraten anzutreffen sind. Nämlich vor allem bei gut
ausgebildeten Frauen mit günstigen Beschäftigungs- und
Verdienstmöglichkeiten, etwa bei Akademikerinnen. Und hier wird die
sozialpolitische Komponente die Fertilitätsraten nicht erhöhen. Sie
führt allenfalls zu überdurchschnittlichen Fertilitätsraten bei
gering qualifizierten Frauen, besonders bei Zuwanderinnen. Daher muss
sich die Familienpolitik neu orientieren, und zwar mit dem Ziel einer
demographischen Nachhaltigkeit. Das neue Elterngeld ist die erste
familienpolitische Maßnahme in der Bundesrepublik, die auf die
Zielgruppe gut ausgebildeter Frauen besonders abstellt."

Müssen wir das? Mit diesem "müssen" will er doch nur suggerieren,
dass wir auch den restlichen Gedankengängen des Professors
widerspruchslos folgen müssen. <ironie> Wenn mich diese
Technokratensprachen inzwischen nicht so langweilen würde, könnte ich
kotzen ob deren Arroganz </ironie>

Weder die "sozialpolitische" noch die "bevölkerungsökonomische"
"Komponente" wird die Fertilitätsrate erhöhen, weder bei einer
einzelnen Frau noch bei der Gesamtheit. Fertil sind die Mädels schon,
nur nehmen sie eben Verhüterli, Spirale oder Kalender. Man kann die
Biologie sehr schlecht mit ökonomischen Statistiken beeinflussen.

"Ziel muss es sein ..."

Schon wieder "muss".

"Ziel muss es sein, allen Bürgerinnen und Bürgern - und nicht nur den
gering Qualifizierten und gering Verdienenden - die Entscheidung für
Kinder zu erleichtern."

Was soll den das? Wird einfach ohne weitere Analyse gesagt, dass
Geringverdiener mehr Kinder machen? Dann ist doch die Lösung klar:
Alle müssen Geringverdiener werden, dann gibt es auch mehr Kinder.

"Vor allem aber müssen die gut ausgebildeten Frauen erreicht werden,
die in dieser Hinsicht bisher vernachlässigt wurden."

Die wurden vernachlässigt? Bezüglich "die Entscheidung für Kinder zu
erleichtern"? Hat der Herr Professor auch nur den Hauch einer Ahnung
davon, wovon die Entscheidung für Kinder abhängt? Soll er doch mal
konkret sagen, wie er Frauen (gehört dazu zu nicht ein Paar?) die
Entscheidung erleichtern will?

"Kinderquantität", "Kinderqualität", "Kindernutzen", "Kinderkosten".

Also langsam wird mir echt schlecht.

"Kluft zwischen der optimalen Kinderzahl ...  der gesellschaftlich
wünschenswerten Kinderzahl".

Also Poppen auf Befehl der Obrigkeit. Das hatten wir doch schon mal.
Gibt's auch noch qualitative Kriterien? Müssen die Popper alle blond
sein, blauäugig und Arier? <ironie> na ja, für das Türkenpack führen
wir dann halt chinesische Verhältnisse ein, da bestimmt auch die
Obrigkeit, aber mit umgekehrtem Effekt </ironie>.

"Anders ausgedrückt: Eine rein sozialpolitisch ..."

Also nicht Verbesserung der Lebensverhältnisse, sondern
Kinderproduktion auf Befehl und "bessere Erziehung", vermutlich in
entsprechenden Anstalten. pardon, das sind doch alte Nazifantasien.

"Erzeugung eines Einkommensnutzens von Kindern"

Er setzt offenbar eine flächendeckende Hartz-IV-Gesellschaft voraus.
wenn die Eltern anständig verdienen, brauchen sie kein Almosen vom
Staat.

Ich habe den Verdacht, die wachsende allgemeine Armut dient nicht nur
der ökomomischen Umverteilung von unten nach oben, sondern auch der
Machtausübung. Sklaven sind halt abhängig von ihrem Herrn.

Hier will ich erstmal aufhören, das Posting wird sonst zu lang.
Schauderhaft, was dieser Professor da von sich gibt, sprachlich und
inhaltlich. Das technokratische Wortgedöns soll Wissenschaftlichkeit
vortäuschen. Aber wenn man genau hinschaut, ist da keine
Wissenschaft, nur Ideologie.

Die Worthülsensprache des Professors (ebenso der Interviewerin) dehnt
das Ganze unnötig aus. Soviel Inhalt ist da nicht. Aber wenn man es
knapper ausdrücken würde, liefe man Gefahr, dass auf den ersten Blick
klar wird, der Kaiser ist nackt.


Bewerten
- +
Ansicht umschalten