Oft wirklich wunderbar konstruiert, nach allen Regeln der Kunst: Die ungeschönten Fakten, wo sie einem nützen, die emotionalisierende Lüge, wo sie notfalls abgestritten werden kann und die Ambiguität, an der man sich aus der Affäre zieht wie an den Haaren aus dem Sumpf, wenns zu heiß wird. Man weiß auch, das so vorgegangen wird, denn wie Trautvetter schreibt: Strategische Kommunikation wird offen praktiziert - das ist kein gut gehüteter und geheimer Werkzeugkasten. Zum Glück hält man sich oft für unfehlbar und unmanipulierbar - eine Eigenschaft des Menschen, die von den Konstrukteuren der strategischen Kommunikation dankend aufgenommen und ausgenutzt wird.
Wenn unsere Medien nicht darüber berichten würden, würde dieser Krieg in unseren Köpfen nicht statt finden. Wenn unsere Medien nicht sagen würden, hinter wem wir stehen sollen, hätten wir nicht das Gefühl, Partei ergreifen zu müssen. Wenn unsere Medien nicht beteuern würden, wie "Hitler" der Feind de Jour ist, könnten wir die Situation vielleicht nachvollziehen. Wenn unsere Medien nicht ständig beteuern würden, wie Gut unsere Sache ist, wären wir dem Geschehen gegenüber vielleicht skeptischer. Wenn unsere Medien nicht ständig beteuern würden, wie einzigartig und noch nie dagewesen die aktuelle Situation ist, würden wir uns vielleicht noch für die Vorgeschichte interessieren.
Man muss sich aktiv dagegen wehren und das kostet viel Kraft. Versucht man nüchtern, die Interessen und Handlungen der Akteure nachzuvollziehen stellt man sich selbst ins Niemandsland, in dem dann auf einem herumgehackt wird. Und schafft man es, hat man trotzdem nichts geändert, weiß nur die Aussagen der Mitmenschen besser einzuschätzen. Am Ende gewinnt man außer dem wohligen Gefühl "Bescheid" zu wissen nicht, verliert aber vielleicht Freunde - oder den sozialen Status - oder den Job...