Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

mehr als 1000 Beiträge seit 15.02.2004

Ausverkauf

otagra schrieb am 13. August 2004 18:20

> nicht systemkonform schrieb am 13. August 2004 17:55
>
>
> > Sehr hohe Preise und sehr niedrige Löhne - so mag es der Kapitalist.
>
> Das mag zwar stimmen, ist in diesem Fall aber Quatsch.
>
> Die hohen Lebensmittelpreise entstehen einzig und allein aus dem
> politisch gewollten Marktversagen auf Nahrungsmittelmärkten in der EU
> zum Schutze des "heimischen Kleinbauern".

In Polen geschieht dies durch den Aufkauf großer Nahrungsmittelmengen
durch deutsche Großhändler.

"...
Der erhebliche Preisanstieg für Milch und Milchprodukte wird auf die
Tatsache zurück geführt, dass sich Aufkäufer aus Deutschland mit
verhältnismäßig preiswerten Produkten auf dem polnischen Markt
eindecken. ,,Dieser Zustand wurde durch die Deutschen verursacht, die
das Vieh von den Landwirten im großen Stil aufkaufen", heißt es in
der polnischen Presse. Rindfleisch ist ein Exportschlager, da es in
Polen deutlich billiger produziert wird als in der EU. Auch Milch
kaufen deutsche Händler in großen Mengen von polnischen Landwirten.
In Polen liegt der durchschnittliche Ankaufspreis pro Liter Milch bei
ca.18 Cent, während deutsche Bauern etwa 26 Cent für einen Liter
Milch erhalten. Der Wiederverkaufspreis in deutschen Supermärkten
beträgt rund 50 Cent.
..."


> Teures Fleisch, Milch, Bananen, etc. dient einzig der Subvention und
> dem Erhalt europäischer (Klein-)Produzenten.

Die Kleinproduzenten in Polen werden dank EU-Beitritt nicht
überleben.

"...
Ein von Berlin als ,,EU-Beauftragter" nach Warszawa delegierter
Landwirtschaftsexperte, der die ,,Umgestaltung" der polnischen
Landwirtschaft ,,begleiten" sollte, hatte bereits vor dem EU-Beitritt
vor einem Ausverkauf der polnischen Landwirtschaft an das Ausland
gewarnt; nur ein Viertel bis ein Fünftel der Betriebe könne als
,,mittelfristig überlebensfähig" gelten.
..."
http://www.german-foreign-policy.com/de/news/article/1087682400.php

Nach der Deindustrialisierung wird jetzt auch noch die
Agrarwirtschaft zerstört.
Die Arbeitslosenquote wird in Polen bald weit über 20% steigen.

"...
Steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Beschäftigung
»Poland: a boom, but no jobs« (Polen: ein Boom, aber keine Jobs)
titelt Leon Podkaminer seine Länderstudie über den größten neuen
EU-Staat. Das Geheimnis dieser gesellschaftlich beunruhigenden
Entwicklung liegt in der Peripherisierung Osteuropas begründet:
Verlängerte Werkbänke produzieren auf Basis billiger Lohnarbeit und
hoher technischer Ausbildung für den West- bzw. Weltmarkt.
In Polen sanken die Lohnstückkosten allein zwischen Anfang 2002 und
April 2004 um 30 Prozent. Die so gestiegene Produktivität kommt den
Unternehmen zu gute, während sich der Beschäftigtenstand stetig
verringert und die Arbeitslosigkeit steigt. In den vergangenen vier
Jahren verloren 470000 polnische Industriearbeiter ihren
Arbeitsplatz; seit 1992 wurden damit 1,1 Millionen Industriearbeiter
nach Hause geschickt – das ist fast jeder Dritte. Gleichzeitig weisen
die offiziellen Stellen in Warschau für das erste Quartal 2004 eine
Arbeitslosenrate von 20,5 Prozent aus.
..."
http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=56161&IDC=3

Polen ist heute eine Kolonie des Westens.

> Wir alle zahlen diesen
> Aufschlag seit Jahrzehnten, und jetzt halt auch die Polen.
>
> Als Kapitalist wäre ich übrigens eher an niedrigen
> Nahrungsmittelpreisen interessiert, weil so die Kosten der
> Reproduktion der Arbeitskraft geringer sind und damit auch der zum
> Lebenserhalt notwendige Arbeitslohn entsprechend niedriger bemessen
> sein kann.

Der Kapitalisten hat nicht die gesamte Volkswirtschaft im Auge
sondern nur den kurzfristigen Profit.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten