kemmerich schrieb am 07.03.2022 15:01:
An dem Artikel stimmt eine ganze Menge. Aber die Frage bleibt natürlich, wie man aus einem immer schneller fahrenden Zug, der gegen eine Wand fährt, aussteigt.
Der Kapitalismus ist ja nicht statisch, sondern ein laufender Prozess. Soll kein Wachstum mehr sein, müsste man die Investitionsketten mutwillig unterbrechen. Es käme dann zu Massenarbeitslosigkeit, zu Konsumrückgang, zu mehr Arbeitslosigkeit, zu Konsumrückgang, ... also zu einer Abwärtsspirale ins Bodenlose.
Am Wachstum halten die Politiker (selbst Grüne) also nicht deshalb fest, weil sie in einer "Ideologie" gefangen sind, wie leider auch dieser Artikel wieder unterstellt. Sondern wegen dem fahrenden Zug.
Andererseits ist natürlich auch klar, dass der Kapitalismus nicht mehr weiterlaufen darf, wenn wir hier überleben wollen. Auch solche Scherze wie "grünes Wachstum" oder "qualitatives Wachstum" helfen da nicht, es sind nur Wortspielereien, wie man sie seit Jahr und Tag von Theologen in Bezug auf das angebliche Wirken Gottes hört.
Es ist ein echtes Dilemma: Steigen wir aus dem fahrenden Zug aus, droht der Zusammenbruch, mindestens aber dürfte mit der freien Gesellschaft und dem demokratischen Rechtsstaat Schluß sein. Steigen wir nicht aus, erleben wir den Klimakollaps.
Die Entwicklungen der letzten Jahre erscheinen mir so schnell dass ich keine Prognosen mehr versuchen sollte. Allerdings was ist zu erwarten?
Wie ich Marx verstanden habe, hat der Kapitalismus die historische Funktion, die Produktionsverhältnisse global zu entwickeln und alle Machtverhältnisse auf der Ebene des Geldes zu liquidieren. Wie das aussieht vermag ich mir nicht vorzustellen, aber das wäre das Ende des Geldes. Revolution wohl auch.
Problem für wen? In erster Linie für uns...