Populist schrieb am 07.03.2022 07:25:
Die ökonomische Form von Kapital, also eines zum Zweck der Selbstvermehrung, d.h. der Erzielung von Geldüberschüssen, eingesetzten Werts, nehmen die Produktionsmittel nur im Kapitalismus an.
Diese Behauptung halte ich für unzutreffend. Wenn man schon die bloße Absicht der Erzielung von Geldüberschüssen als Kapitalismus definiert, dann ist Kapitalismus nicht erst im 18. Jhdt. entstanden, sondern existiert vermutlich bereits solange es Geld gibt.
Überschüsse wurden bereits zu Zeiten des Tauschhandels angestrebt. Die einzigen Gesellschaften, die keine Überschüsse anstreben, sind solche, die keine Möglichkeit haben, die Überschüsse zu lagern.
Produktionsmittel ist das Schlüsselwort, die waren in vorkapitalistischen Gesellschaften nur sehr begrenzt oder gar nicht käuflich. Wenn ich z.B. als Feudalherr expandieren wollte, konnte ich von den Einnahmen aus dem Bodenzins nicht einfach neues Land kaufen, ich musste entweder klug heiraten oder meinem Nachbarn den Schädel spalten. Ein Kapitalist kann sich so viele neue Maschinen kaufen, wie er bezahlen kann.
Das Neue am Kapitalismus ist nicht, dass Überschüsse erwirtschaftet werden, sondern dass diese Überschüsse nahezu unbegrenzt wieder investiert werden können.