Werner Baumann schrieb am 07.06.2017 16:41:
Imperativ schrieb am 07.06.2017 15:48:
Die Aktivität der Neuronen ist die subjektive Erfahrung "weiß", die sich in deinem Kopf abspielt. Die Annahme, es gebe da noch eine "völlig andersartige" Erfahrung, ist überflüssig.
Ich finde das spannend, aber auch weil ich mir nicht sicher bin, ob das Problem wirklich verstanden (oder absichtlich ausgeblendet) wurde!?
Ich bin mir sicher, dass du das Problem nicht wirklich verstanden hast.
Du redest im Folgenden darüber, ob zwei verschiedene Menschen genau die gleiche subjektive Empfindung haben können. Darum geht es nicht. (Du solltest vielleicht noch einmal zum ersten Beitrag gehen, wo die fraglichen Zitate aufgeführt sind.)
Bei Lehmann geht es um eine Person. Und er behauptet, dass die subjektive Erfahrung "weiß", die diese Person hat, nochmal etwas völlig anderes ist, als die Aktivität der Neuronen im Gehirn eben dieser Person. Diese Annahme des Herrn Lehmann ist überflüssig und gründet sich allein darauf, dass Herr Lehmann das glaubt.
Ich glaube, ich verstehe das sehr gut. Es ist wie bei Lehmann ggf nur eine semantische Barriere zwischen uns :-) Zweiter Versuch.
Der Bezug zum Subjekt der "Weiß-Erfahrung" ist Lehmanns "Andersartigkeit". Du hast (höchstwahrscheinlich) vollkommen recht damit, dass die neuronale Aktivität die "subjektive Erfahrung weiß" umfasst. Aber es erklärt eben nur das "Dass", nicht das "Wie", sprich das konkrete Gefühl, oder eben die Qualia, die Schleim beerdigen will. Neuronal ist Subjektivität als Prozess eingrenzbar, aber der qualitative Unterschied des unabhängigen "Ich" in seinem Wahrnehmungstunnel bleibt eben Teil einer anderen Debatte.
Die Schwierigkeit, die sich auch im Missverständnis hier äußert, es z.B. in geschicktere Worte als "andersartig" zu fassen, wird auch durch Lehmanns Satz bezüglich der Kausalitätsvermutung sichtbar.
"Wir hätten den einzigartigen und verwirrenden Fall, dass eine Kausalerklärung ihren Gegenstand nicht erklärt."
Er bezieht sich hier (meine Interpretation) eindeutig auf das Problem der Selbstreflexion, auf das Fraktal, das wir "Ich" nennen und das versucht, Teilaspekte der weiterfließenden Empfindung (phänomenal) einer Wahrnehmung (neuronal) aus und von sich selbst heraus zu erklären. Mich wundert es nur, dass er diese Beobachtung der Rekursivität und Selbstverständlichkeit eines im physikalischen Sinne "Chaotischen Systems", nicht als Erklärung gelten lässt. Ein Punkt in der Mandelbrotmenge, kann die eigenen Koordinaten in _allgemeiner_ Form (logischerweise) auch nicht erfassen, und muss es auch nicht. (Tut mir leid, das hinkt ein wenig)
Kurzum: diese Trennung, ja, mag im neuronalen Sinne irrelevant sein. Sie bleibt aber eine spannende im erkenntnistheoretischen oder philosophischen Sinne, auch meiner Meinung nach.