Ansicht umschalten
Avatar von franziska (1)
  • franziska (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 15.04.2016

Warum definieren Sie es denn dann nicht, Herr Schleim?

Ja - ein guter Einwand; aber dann enteilen Sie ins Asylum ignorantiae.
Bei den Qualia wiederum sind Sie Hrn.Lehmanns Beharren wehrlos ausgeliefert.
Warum ist Ihrer beider Kontroverse so schwer lösbar?
Der oder die Fehler (so sage ich) stecken in dem, worin Sie beide in so bemerkenswerter Weise übereinstimmen.
In Ihrem Anti-Behaviorismus zum Beispiel.
Gegen den sprechen Sie sich sogar mit einem geiwssen Recht aus; denn der klassische Behaviorismus hat sich mit dem UNANALYSIERTEN Begriff des Stimuliertsens eine klassische mentalistische Kategorie eingefangen, die er nicht mehr loswurde, weshelb er zu einer blossen facon de parler, einer Sprachmarotte,verkam, die man aus gutem Grund schliesslich auch sein lassen konnte.

Intentionalität ist eine Eigenschaft des sichtbaren Verhaltens, der Motorik wahrnehmungsfähiger Organismen. Allein, ihnen die WahrnehmungsFÄHIGKEIT zuschreiben zu können, beruht auf diesen speziellen Eigenschaften, die ihre Bewegungen in der Welt aufweisen: Eine Teilklasse von Bewegungen von Organismen, die überhaupt sich IN der Welt aktiv bewegen, weist Eigenschaften auf ("Fähigkeit zur "Gezieltheit", gleichbleibenden Abstandshaltung usw), die sie als Bewegungs- oder Verhaltensweisen ZU der Welt (oder "auf Wahrnehmung beruhend") charakterisieren.
Diese Auflösung der "Stimuliertheit" oder "auf Wahrnehmung Beruhens" fehlt dem klassischen Behaviorismus, und ist von seinem "logischen" Pendant (log.Behaviorismus) leider nicht nachgeholt worden.

Anm. Damit erklärt sich erst die Produktivität des Hinweises von Hrn.Schleim zur Intentionalität, den man solchen Extrem-Physikalisten wie dem Forist Werner Baumann ("wir nehmen Photonen wahr") vorhin entgegenhalten muss: Mentalistischer Materialismus ist kategorial falsch ansetzender Materialismus; Materialismus ist das von mir hier Vorgetragene auch: Analytisch sagen, wo in der Welt der Geist ist.

Die gesamte Beschreibung auf neurophysiologischer Ebene könnte komplett sein - und es fehlte dennoch die BEURTEILUNG, kraft welcher Zusammenhänge dies die Beschreibung eines "intentionalen" oder mentalen oder psychischen Vorgangs ist.
((Das gilt für die Art und Weise, wie sich "Psychologen" die Validierung ihrer Testverfahren erschleichen, nicht minder: Wenn der Vl was zur Vp sagt, soll das eine "objektive" und mit demselben Vorgang bei andern vergleichbare Test-Situation sein? Schon, wie eine Vp das versteht, ist hypothetisch - wie so vieles im Zusammenhang mit der Zuschreibung mentaler Prädikate.))

Während bei der Intentionalität der kategoriale Fehler der Mentalisten sich darin zeigt, dass sie zB Wahrgenommen-Haben nicht als Realisierung eines allgemeinen Musters in einer Situation, sondern als ein "Einzelgebilde" (die irgendwie materiell realisierte Bildung der "Repräsentanz", des inneren Bildes "im Gehirn") deuten, geschieht das Umgekehrte bei den Qualia:

Die BESONDERE Qualität, die das "Sich-Anfühlen einer Empfindung" in meinem KopF/Gehirn/Bewusstsein, mind usw annimmt, unterstellt eine Pluralität von Eigenschaften, die ich DABEI wahrnehme. Diese Eigenschaften (das WIE) machen keinen Unterschied - weder für mich, noch für andre. Sie existieren nicht, sind durch die Hinzufügung und scheinbare Sinnhaftigkeit (nämlich Sagbarkeit) des "wie es sich anfühlt" erst entstanden. Diese Ausdrucksweise hat keinerlei Anwendungs-Grundlage - kein Kriterium (des Unterscheidens), wann sie angebracht ist, und wann nicht.
(Diese Art Kritik am reden von "Qualia" findet sich in Wittgensteins Philosophischen Untersuchungen.)

Bei den Qualia kommt noch eine weitere Redeform ins Spiel: "Nur ich kann wissen, ob/dass..." (ergänze zB: "...ich in einem bestimmten, und welchem inneren Zustand bin.") Das löst Assoziationen aus wie: Das Wissen, was es heisst (der Fehler von eben) kann nur von dem erlangt werden, der "in diesem Zustand IST".
Es ist fahrlässig, im Zusammenhang mit dem "in einem inneren Zustand Sein" (zB Zahnschmerz haben) von Wissen zu reden (der Cartesianismus des Emipirismus im allgemeinen, und der transzendental-philosophischen "kritischen Epistemologie" im besonderen); vor allem, wenn dabei die Asymmetrie des Sprechens in der 1. 2. und 3. Person missachtet wird (so als wäre da ein und derselbe "objektive" Gegenstand ("Intention") bezeichnet oder von ihm etwas prädiziert. Selbst ein Noch-nichtmal-Wittgensteinianer wie Robert Brandom hat diese Asymmetrie korrekt rekonstruiert.)

Der Status einer einen Empfindungs-Ausdruck (Ich habe Zahnweh.) als glaubwürdig ("auf normalen Grundlagen zustandegekommen") einschätzenden Bekundung ("Ja, das ist wohl so; und das ist keine Einbildung.") wird falsch gedeutet, wenn man "das, wovon da geredet wird", als ("intentionalen") Sachverhalt analysiert, der formallogisch dem Schema Fx folgt (mit x= ich/du).
Mehr als diese Andeutung kann hier aber nicht gegeben werden.

Eine letzte Kritik gilt dem zweiten mentalistischen Paradigma, also Deutungen grosser Gruppen von Redeweisen derart, dass ein Reich "innerer" Vorgänge, Zustände, Gegenstände, Prozesse usw entsteht, deren Bestehen oder Nichtbestehen, Eigenschaften usw man durch "Introspektion" oder (dasselbe? oder nicht?) "Feststellung von Hirnvorgängen" ermittelt.
Ich meine die "Absicht", die eine Handlung "verursacht".
Der behaviorale*) Einwand dagegen lautet: Das "verursachte" Handeln (motorisches Verhalten) incl. Sprachverhalten (nämlich die Konsistenz zwischen beidem) ist KRITERIUM dafür, dass überhaupt eine Absicht vorliegt: Nicht ein Introspiziertes; nicht ein Hirnvorgang; sondern diese rein äusserliche und für jeden sichtbare Konsistenz zwischen Äussern (das vorher auf seine "Bedeutsamkeit" hin erstmal zulänglich überprüft sein muss) und dementsprechendem Sich-Verhalten.
Der gesamte Apparat an sprachlichen Ausdrucksweisen ist ein solcher, der in Situationen (nach glaubwürdig erzählbarer Vorgeschichte) ein dazu (vernünftigerweise; ein sehr wichtiger Begriff) passendes (Versuchs)Verhalten ankündigt, das durch das nachfolgende Verhalten eingelöst wird.

Wie kann Sprache nicht nur erlernt, sondern überhaupt allererst ausgebildet werden?
Das war das Rätsel, die Wittgenstein allen Mentalisten zur Lösung aufgegeben hat.
Mentalisten KÖNNEN sie nicht lösen:
http://www.selbstbestimmung-als-aufgabe.de/pages/startseite/system-uebersicht-3-rationaler-materialismus.php

"Wittgensteinianer" hingegen schon:

http://www.selbstbestimmung-als-aufgabe.de/pages/spracheinfuehrungletztbegruendung/spracheinfuehrung.php

http://www.selbstbestimmung-als-aufgabe.de/pages/untersuchungen-und-bemerkungen-zu/personale-3-kategorien-mentale-und-metamentale-praedikate/mentale-praedikate-2.stufe-fremdzuschreibung-als-uebersetzung.php

----------------------------------------------
*) "behavioral" schlage ich vor zu nennen die Analyse mentaler Prädikate in der Form, dass in ihrer Definition äussere motorische Verhaltensweisen angeführt werden gekoppelt mit ("vernünftig dazu passendem") Sprachverhalten, welches wiederum zuvor unabhängig davon als solches identifiziert wurde. Das, zusammen mit der oben angeführten Korrektur (nämlich: Stimuliertheit bzw Stimulierbarkeit, Gelernthaben usw muss in "motorischen" Termen charakterisiert werden) ist die entscheidende Modifikation, die der Behaviorismus in dieser Theorie erfährt.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.06.2017 13:31).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten