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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Würden wir nur mal ernsthaft nachdenken, was uns ausmacht ...

Wann haben wir eigentlich als Gesellschaft zugelassen, dass jedes bisschen Fitzelchen Tradition und Kultur Stück für Stück zerstört wird?

Diese Corona-Krise ist mehr als nur eine temporäre Angelegenheit. Alles kommt auf den Prüfstand ... naja, fast. Also nun die Fans des Fußballs. Gut, die Krawalltouris braucht wirklich keiner, Fußball ohne Ultras wäre sicherlich friedlicher. Kann man aber auch haben mit personalisierten Karten bei Heim- und Auswärtsspielen und die Kosten für Polizei müssen vom Verein und den Fans getragen werden, dann hören die größten Schweinereien auch auf. Kein Fußballclub verantwortlich für die Fans und doch ist kein Club gänzlich unschuldig, wenn nach dem Spiel der Mob tobt.
Aber kein Spiel mehr mit Fans? Wo soll die Stimmung herkommen? Wird dann wie bei alten amerikanischen Sitcoms das Geräusch tobender Fans eingespielt? Werden am Fernseher dann die fehlenden Fans nachträglich eingeblendet, um volle Stadien zu simulieren?

Dieses Jahr keine größeren Feste mehr. Mal sehen, wie lange es dauert, bis die ersten "Kulturverbesserer" der Meinung sind, die ollen Volksfeste braucht keiner, da ginge es eh nur um fettiges Essen und Bier. Geraucht wird da auch noch. Fettiges Essen, Rauchen, Alkohol, das braucht kein Mensch, das kann man abschaffen. Wenn gefeiert wird, dann bitte auch ohne überlaute Musik, die Blaskapellen sind eh nur Lärmbelästigung. Und auch die Open-Air-Aufführungen zeitgemäßerer Titel ist vor allen Dingen für Anwohner eine Last, weg mit dieser schamlosen Zurschaustellung von Bräuchen längst verstorbener Menschen (aka: Traditionen).

Ich finde es als befremdlich und geradezu entsetzlich, dass "nach Corona" die neue Normalität eingeführt ist und wir auf alles verzichten sollen, was bisher Spaß versprochen und uns definiert hat. Eben die vielen kleinen und großen Anlässe für Feste. Allein in meiner 15k-Einwohnerstadt gibt es derer gleich 6, davon eins alternierend alle zwei Jahre. Davon ist alles ersatzlos gestrichen worden. In Ulm, der nächsten größeren Stadt, fällt das Nabada aus: der traditionelle Wasserumzug mit Themenbooten und Flößen der Mitfahrer, die nach der Schwörrede stattfindet, ist eben abgesagt. Die Wiesn fällt aus. Vermutlich wird der Scherz aus Anfangszeiten von Corona noch wahr: "wir sehen uns dann auf'm Weihnachtsmarkt wieder". Und vermutlich werden die auch noch abgesagt, weil - die "neue Normalität".

Die "neue Normalität" hat auch für Kinder kaum absehbare Folgen. Noch immer gilt Abstandsregel und Mundschutzpflicht, Einbahnstraßen in Schulgängen, auf dem Pausenhof steht man im Raster und nur während des Unterrichts darf der Mundschutz weg. Auf's Klo geht's nur einzeln. Möchte wissen, was die psychologischen Auswirkungen nach einem Jahr "Hygienemaßnahmen" sein werden und ob das überhaupt rechtfertigbar ist - aber solange gilt "Pandemie hört erst mit dem Impfstoff auf", wird das hier noch beliebig lang weitergehen.

Und der kulturelle, soziologische wie psychologische Schaden wird ein vielfaches höher sein als das, was man hat verhindern wollen.

Ich hoffe nur, dass die Verantwortlichen entweder recht haben - oder geteert und gefedert in die Nordsee gejagt werden. Bei Ebbe.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (06.06.2020 21:13).

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