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  • blu_frisbee

mehr als 1000 Beiträge seit 12.09.2002

Frau Aigner verzapft Ideologie wie im Groschenroman

Auch in Costa Rica leben Hunderttausende Menschen vom Bananenanbau. Einmal pro Woche versprühen Flugzeuge Pestizide gegen Pilzbefall. Die Gifte sickern in die Böden und ins Trinkwasser. Inzwischen sind sie auch im Blut der Anwohner nachweisbar. So ruinieren die Menschen ihre Gesundheit für einen Tageslohn von 15 Dollar.

Falsch.
Ruchtig: So runieren Kapitalisten die Gesundheit der Proletarier.

In der "Bananenzone" Santa Marta in Kolumbien bewirtschaftet Marleny Mejia seit 20 Jahren drei Hektar. Ihr kleiner Betrieb gehört zu einem großen Verbund von Bauern, die sich Wissen, Geräte und Arbeitskräfte teilen. Die Arbeiter ernten die Stauden in extremer Hitze bei hoher Luftfeuchtigkeit, aber immerhin können sie sich die Arbeitszeit selbst einteilen.

Ein Kleinkapitalist bewirtschaftet sein Eigentum für das Arbeiter arbeiten.
Sehr nobel die freie Arbeitszeiteinteilung. Da gibts sicher ein Lohnregime gegen Faulpelzerei, der "stumme Zwang der ökonomischen Verhältnisse". Oder muten sich die Proletarier die Schufterei aus sportlichem Ehrgeut zu?
Nichts davon im Idyll der Frau Aigner.

Anbauprojekte und Kooperativen rund um den Erdball zeigen, was mit gerechter Bezahlung möglich ist. Am Ende der Lieferkette entscheiden wir Verbraucherinnen und Verbraucher, welche Bananen wir essen wollen: die billigen, für die Menschen unter elenden Bedingungen schuften, oder faire Bio-Bananen, deren Anbau die Umwelt schont und den Beschäftigten ausreichenden Lebensunterhalt garantiert.

Ahh, man kann den Kapitalismus "gerecht" machen, es liegt nur an den individuellen Kunden wie sie ihr überschüssiges Geld alloziieren.
Daß die ihrerseits im Klassenkampf stehen und die Geldbörse beschränkt ist; keine Rede. Kapitalismus zwingt allen Teilnehmern ökonomische Rationalität auf. Geld ist immer knapp. Sparsame Bananenkäufer haben eine schlechte Moral, oder wie?
Auch daß kapitalistische Systemdynamik glatt das Gegenteil von dem bewirkt was jeder einzelne Teilnehmer will kommt in diesem Weltbild nicht vor.

Frau Aigner verzapft bürgerliche Ideologie mit der man sich die Welt schön träumen kann.
Natürlich, im besten Pennäleraufsatzdeutsch (oder lernt man das auf der Jornalistenschule?) ist die Welt kein System das man begreifen könnte
sondern besteht aus einem Puzzle von Einzelstories. Happy End muß drinsein.¹

¹ auch: positiver Ausklang. Man lese die Reportagen bürgerlicher Blätter aus dem Leben von Prekariern. Immer endets mit ner Hoffnungsbotschaft. Eine gute Fee erscheint und belohnt die Leidenden. Zumindest mit Hoffnung. Da braucht der Leser nix mehr tun, die Welt selbst sorgt für Gerechtigkeit. Wie im Groschenroman.

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