Ansicht umschalten
Avatar von HanniKanni
  • HanniKanni

mehr als 1000 Beiträge seit 30.11.2016

typische interne Zentrifugalkräfte bei Parteigründung werden als Unterwanderung…

wahrgenommen. Der Effekt ist nämlich derselbe und der Übergang fließend, ganz ohne einen Angriff von außen.

Tatsächlich braucht es gar nicht das Gespenst der Angstvorstellung einer externen Unterwanderung um beinahe zwangsläufig wegen interner Zentrifugalkräfte zu Fissions-verursachenden Konflikten zu führen bei Bewegungen, die sowohl bei den Teilnehmerzahlen als auch beim Programm wachsen:

Am Anfang hat die Bewegung nur ein ganz kleines Programm:
z.B. bei der Piratenpartei die speziell netzpolitischen Forderungen
oder bei den Gelbwesten die Ablehnung der Erhöhung der Treibstoff-Besteuerung

Das kleine Programm ist etwas, was von vielen Leuten Zustimmung findet. Von lauter Leuten, die genuin den ursprünglichen Forderungen zustimmen aber eben außerhalb des sehr kleinen speziellen Themenbereichs der wenigen ursprünglichen Forderungen total divergierende politische Interessen haben.

Dann fängt die Bewegung an, das Programm mit immer mehr Forderungen auszubauen. Spätestens in dem Moment, wo man als Partei antreten will, kommt der Druck, ein gesamtpolitisches Programm vorzustellen.

Das Problem: Der gemeinsame Nenner der ganzen Anhängerschaft der Bewegung war sehr klein - die außerhalb der wenigen ursprünglichen Forderungen bestehende Divergenz sehr groß. Dass dann ein Kampf um die Richtungsgebung stattfindet, ist vorprogrammiert. Und beinahe zwangsläufig ist innerhalb der Gesamtheit der genuinen Anhänger der ursprünglichen Forderungen die stärkste um die Richtungshoheit kämpfende Untergruppe für viele nicht die, der sie selbst angehören bzw. die sie selbst bevorzugen. I.d.R. ist es da wie bei vielen anderen Dingen ein Kampf verschiedener Minderheiten, bei denen die stärkste Minderheit sich mittels Kompromissen durchsetzt.

Da wird dann gerne bei den vielen Enttäuschten der Schrei von Unterwanderung laut. Es erscheint einem auch subjektiv so, weil man den kleinen gemeinsamen Nenner der wenigen ursprünglichen Forderungen subjektiv im eigenen Kopf mit den ganzen anderen politischen Ideen verknüpft sieht, die man so hat. Dass viele andere genuine Anhänger der ursprünglichen Forderungen das ganz anders sehen, erkennt man dabei oft nicht.

Es braucht also gar nicht das Gespenst einer ominösen externen Unterwanderung, um bei einer auch programmatisch wachsenden Bewegung und erst recht bei der Parteibildung regelmäßig durch interne Zentrifugalkräfte zu Konflikten und Spaltungen zu führen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.01.2019 09:15).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten