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  • Der Psychater

421 Beiträge seit 05.04.2020

MMT=Vollgeld

Das schuldenbasierte Finanzsystem ist sehr anfällig für Krisen. Das hat mehrere Ursachen. Eine ist, dass die Kreditgeldschöpfung nur halbwegs reibungslos funktioniert, wenn es keine Depression gibt, also etliche Unternehmen pleite gehen. Denn in diesem Szenario werden die aus dem Nichts geschöpften Kreditgeldmengen nicht getilgt, weshalb die Geldmenge stark steigen kann. Dabei könnte das gegebene System in eine Abwärtsspirale geraten. Allerdings können in einer Depression auch andere Faktoren dagegen wirken. Gefährlich unstabil ist das Ganze jedoch schon. Im Grunde eiert die zentralbankliche Steuerung seit langem herum, um Krisen zu überwinden oder zu vermeiden. Überwunden wurde die Bankenkrise, aus der die Staatsschuldenkrise folgte, nicht. Stets wurde Zeit gekauft, um die Krisen zu strecken. Könnte gut sein, dass das Finanzsystem doch noch kollabiert, der sogenannte schwarze Schwan, der in die Depression führt, schwebt ständig über den Märkten.

Die MMT entspricht im Grunde der Lieschen Müller Vorstellung, wonach Geld vom Staat kommt und von ihm auch garantiert wird. Das ist im gegebenen Finanzsystem nicht der Fall, Geld entsteht neu durch Kredite vor allem der privaten Banken, selbst wenn diese zurückgezahlt werden, das Ganze ist ein zeitliches Strecken von (geschöpftem) Geld. Garantieren tut der Staat nur halb und indirekt, über die unabhängigen Zentralbanken (What ever it takes) oder als Bluff (Merkel und Steinbrück verhinderten so 2008 einen Bankenrun).

Die Vollgeldtheorie wurde von bedeutenden Ökonomen entwickelt, um zum einen den Volkswirtschaften mehr Stabilität zu geben und zum anderen um Volkswirtschaften zentral besser steuern zu können, z.B. um Dringlichkeiten zu priorisieren (z.B. Klimawandel, aber auch Stabilität des Systems, präzisere Steuerung von Risikokapital etc.), anstatt sie den Zufällen der Marktmechanismen auszusetzen. Banker wenden gerne ein, dass dann die Geschäfte so langweilig würden, da Banken nur noch Zweigstellen der Zentralbank wären. Genau diese Langeweile der Banker ist aber genau das, was Vollgeld erreichen möchte: weg vom giergetriebenen Casinokapitalismus, welcher erfahrungsgemäß anfällig ist für ökonomische Krisen jeder Art.

Selbstverständlich bedarf auch ein Vollgeldsystem einer umfassenden Regulierung, da ein 'wildes' Vollgeldsystem erhebliche Risiken hätte, wie sie auch im Artikel benannt werden. So ein unreguliertes System wäre nicht in der Lage Stabilität herbeizuführen. Dazu gibt es den Vorschlag der Schaffung einer Monetativen, ein demokratisch gewähltes Gremium, welches die Regulierungen beschließt und überwacht, Prioritäten setzt, Stabilität verankert. Das hätte dann die Perspektive, Ökonomien stabiler und nachhaltiger zu gestalten.

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