Dass sich eine Theorie 'modern' nennt, sollte schon skeptisch machen. In der Tat ist daran nichts neu, sondern eben nur in, eben modern. Jenseits aller von Strobel hier angebrachten systemimmanenten Zusammenhänge bietet diese 'Theorie' nur eine einzige 'Erkenntnis'. Es gibt keine feste Grenze für die Geldschöpfung eines Staates. Alles hängt von den Umständen ab. Wenn der Staat eine vollkonvertible Währung besitzt und zudem einen sehr grossen Wirtschaftsraum, scheint das Geldschöpfungspotential unendlich.
Die MMT behauptet nun, es sei unendlich. Dies ist eine Täuschung, der den zentralen Faktor bei dem ganzen Spiel übersieht - das Vertrauen. Grundsätzlich gibt es nie und nirgends eine feste Verschuldungsgrenze. Solange sich jemand findet, der bereit ist, zu refinanzieren, wenn es notwendig ist, kann die unbedeutenste Klitsche, jeder Private, unendlich weitermachen. In dem Moment, in dem das nicht mehr der Fall ist, tritt allerdings die Zahlungsunfähigkeit ein. Das gilt auch für den mächtigsten Staat, obwohl dieser selber Geld schöpfen kann. Wenn diejenigen, die seine Währung verwenden, das Vertrauen in sie verlieren, kommt es zu einer sich selbst verstärkenden Fluchtbewegung und schliesslich zum Zusammenbruch.
Die MMT ist in Wirklichkeit eine Wette darauf, dass dies nie eintritt. Darauf sich zu verlassen, ist keine gute Idee. Schon nur die Tatsache, dass zwecks Stabilisierung des seit über einem Jahrzehnt wankenden Finanzsystems von den Zentralbanken ein immer höherer Anteil der emitierten Wertpapiere aufgekauft wird, ist ein Alarmzeichen. Schon vor Jahren hiehlt die EZB in diversen Kategorien bereits einen Drittel aller Werte. Es handelt sich in der Praxis ironischerweise um eine schleichende Verstaatlichung.
Die Realwirtschaft, also dort, wo real Waren und Dienstleistungen gehandelt werden, hängt nicht nur, wie von den passionierten Ökonomisierern gern fälschlicherweise angenommen, von der Verfassung des Finanzsektors ab, sondern gehorcht materiellen Gesetzen. Es kann Mangel geben, objektiver oder politisch bedingter, es kann aufgrund Verschlechterung der ökologischen Parameter mehr Sand ins Getriebe geraten. Beides erhöht die Kosten, löst also Inflation aus. Dagegen ist die Ausweitung der Geldmenge machtlos.
Man sieht es beim Thema C-19-Impfung. In denjenigen Staaten, in denen die Vertrauensbasis schon arg angeknackst ist, machen sich die Querschläger breit, die den staatlichen Versicherungen, die Impfung sei der einzig richtige Weg, nicht trauen. Das hat Auswirkungen auf den Gang der Pandemie. Ebenso hat ein sinkendes Vertrauen in die Währung Einfluss auf den Gang der Ökonomie.
Der Unterschied ist allerdings, dass im Fall der MMT das Misstrauen objektiv begründbar ist. Man kann sich nicht am eignen Schopf aus dem Sumpf ziehen.