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  • blu_frisbee

mehr als 1000 Beiträge seit 12.09.2002

Re: Wert- & Geldtheorien und fauler Zauber

Der Marx bestimmt Wert aus der idyllischen Robinsonade des für alle durchschauberen Warentausch als gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, also rein ökonomische Verrechnungseinheit der Kosten. Er wird in Kapitel 3 Geld als allgemeine Ware ableiten.

David Harvey liest die Formulierung als das was die Gesellschaft für notwendig hält, damit kommt Gewalt, Macht, Zwang, kurz: Politik ins Spiel und sämtliche Preise sind politisch (Macht ist letztlich Verfügung über fremde Lebenszeit).

Folgt man dem hermeneutischen Zirkel bei Marx, so kommen bald Formulierungen wie
"erlauben die Umstände über oder erzwingen sie unter dem Wert zu verkaufen" so wird die rein ökonomische Wertbestimmung alsbald überlagert durch politische (bzw der Markt als undurchschaubare Mechanik erzeugt selbst Unter- bzw Überangebot).

Der Grund, warum mMn Marx so lange gebraucht hat für sein Werk ist, daß er den Macht- und den Zeitaspekt von Wert nicht geschlossen zusammenbringen konnte als analytische Theorie vom Geld.

Trotzdem ist Marx weiter gekommen als alle vor und nach ihm.
Demgegenüber sind die bürgerlichen Theorien allesamt fortgeschrittene Astrologie die etwas ausrechnen wollen was nicht berechenbar ist.
Immer wieder verfallen sie auf lokale Theorien die nur in gewissen Umständen eine Zeit lang praktikabel sind und dann scheitern und durch eine neue Theorie abgelöst werden, eine heillose Durchwurschtelei.
Exemplarisch die ewige Suche nach dem richtigen Schuldendeckel
https://www.deutschlandfunk.de/euro-stabilitaetspakt-reform-fuer-schuldenregeln-gesucht.724.de.html?dram:article_id=504467
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_blinden_M%C3%A4nner_und_der_Elefant

Ma kann auch nachschaun, was Scott oder Graeber zur historischen Genese von Geld zu sagen haben.
https://en.wikipedia.org/wiki/Against_the_Grain:_A_Deep_History_of_the_Earliest_States
https://www.newyorker.com/magazine/2017/09/18/the-case-against-civilization

https://en.wikipedia.org/wiki/The_Dawn_of_Everything
https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2021/11/graeber-wengrow-dawn-of-everything-history-humanity/620177/

Insofern bestaunen wir ein Feuerwerk an Thorien die nix erhellen.
Fakt ist: Sobald Geld existierte gabs auch Schulden und fungible Titel drauf was das Gesamtsystem instabil machte. Die Mesopotamier hatten periodische Jubeljahre.
Dagegen hatten die Römer einen ans Kreuz genagelt.
https://michael-hudson.com/2020/03/radical-imagination-and-the-intellectual-edifice/
https://michael-hudson.com/2020/04/the-use-and-abuse-of-mmt/
https://www.youtube.com/watch?v=t_YLUwJeD34#1:10:06_Hudson_Negative_Economics

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (24.10.2021 18:33).

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