Mit dieser werden gesellschaftliche Widersprüche authentisch gemacht.
Jedoch bewegt sich der Autor in den Grenzen der VWL, die zwar unmittelbare, auch nicht sichtbare Zusammenhänge erfaßt, aber die Grundpfeiler des Systems nicht in Frage stellt, die Produktionsweise nicht neutral, aber systemerhaltend betrachtet. Dazu gehört naturgemäß die Wertdefinition der bestehenden Lehre, die erst die Möglichkeit ihrer Existenz schafft. Es gäbe keine VWL, wenn nicht die Erhebung von Zahlen zu den Produktionsergebnissen zum Wert erhoben werden. Es sind aber Zahlen der konkreten Arbeit, die - wenn man der Wertdefinition von Marx folgt - nicht mit dem Wert identisch sind, sie sind ein Substitut anstelle des Wertes. Aus dieser innersystemischen Verortung der VWL und des ihr folgenden Autors ergibt sich, daß er die Lösung richtig erkannter Widersprüche in der Verteilung vermutet. Damit keine Mißverständnisse entstehen, die von ihm gefundenen Lösungen sind nicht abzulehnen, sie haben durchaus ihre Berechtigung. Sie sind im Gegenteil notwendig, um die Bedingungen zur Beseitigung des Hauptwiderspruches zu schaffen. Nur über bessere Lebensbedingungen der Menschen wird dafür der Weg frei.
Es ist jedoch zu konstatieren, daß auch nach der Realisierung seiner Wünsche die objektive Grundlage der Entstehung der Widersprüche weiter gegeben sind und die gesellschaftliche Entwicklung wieder in die kritisierte Richtung getrieben wird.
Es gibt kein "gutes" System, das er will, in einem "schlechten" System, keine humane Gesellschaft innerhalb der kapitalistischen. Ein "gutes" System kann nur entstehen mit der Auflösung des Wertes und seiner Kategorien in der Realität. Die humane Verteilung des gesellschaftlichen Produktes bedarf der Güterproduktion auf Basis der Bedürfnisse, nicht seiner "gerechteren" Verteilung im Kapitalismus. Des Autors Illusion dabei wird in einigen Aussagen deutlich:
...man nennt sie einfach "Das Kapital" und hat damit eine Aussage gemacht, der viele, ohne nachzudenken, zustimmen. Aber in Pecunia regiert nicht das Kapital, sondern das nackte Geld in Form von Zahlen, das gar nicht erst zu Kapital werden muss, um sich zu vermehren.
Damit konstruiert der Autor einen Widerspruch, den es so nicht gibt, den zwischen Kapital und Geld. Er negiert, daß Geld und Kapital Kategorien des Wertes mit unterschiedlicher Funktion sind und die Kapitalreproduktion die (sinnlose) Geldvermehrung erst zwangsläufig hervorbringt, daß es ohne die Kapitalfunktion diese Entwicklung nicht geben würde. Logisch wäre für diesen Zusammenhang die Auflösung des Kapitals als Ursache der Geldvermehrung, nicht die Vorstellung des Autors, alles belassen und die Ergebnisse besser zu verteilen.
Die Staatsverschuldung macht der Autor als Ursache der gefährlichen Entwicklung aus. Jedoch ist es umgekehrt, die steigende Staatsverschuldung ist nicht Ursache, sondern Ergebnis kapitalistischer Produktionsweise. Diese läuft nur über Kredit, also Verschuldung. Seine Vorstellung entspricht den Grundthesen des Neoliberalismus vom "schlanken Staat" und der "heilenden Wirkung" des Marktes. Wobei bei genauem Hinsehen gerade die neoliberale Konzeption nach mehr staatlicher Unterstützung des Kapitals verlangt, nur an anderer Stelle als bisher. Der Staat soll nach diesem immer mehr Kosten zulasten der Lebensbedingungen der Menschen übernehmen, um die Steigerung der Profite zu gewährleisten, was ja der Autor angeblich angeht. Ob mit Staatsverschuldung oder ohne ist dem Kapital egal, beides läuft auf die weitere Zuspitzung des Widerspruches zwischen Kapital und Arbeit hinaus zulasten der Menschen. Ein Widerspruch in sich in den Aussagen des Autors.
Ein Momentum sei noch erwähnt, die niedliche Freiheitsdefinition des Autors :
Zum Glück sieht die Sache hier und heute etwas humaner aus. Niemand wird zur Sklavenarbeit gezwungen. Niemand stirbt, weil er nicht mitmachen will oder nicht mitmachen kann. Es herrscht große Freiheit, dies oder das zu tun, dies oder das zu mögen, dies oder das zu konsumieren und auch dies oder das zu lassen. Von geistigen Freiheiten ganz zu schweigen. Jeder kann seine Theorie aufstellen, wie der Mensch glücklicher wird.
Tolle Leistung, ich bin so frei leben zu dürfen oder nicht, die "Freiheit für arm und reich unter Brücken schlafen zu dürfen". Das grenzt schon an Zynismus.