Da habe ich mich gefragt, wo denn diese Jägerinnen während der Jagd ihre Babys lassen?
Wo lassen heute Frauen ihre Kinder, wenn sie arbeiten gehen, aber die Kinder nicht mitnehmen können? Früher hatte man da schöne Wort "Ammen", das konnten nahe Verwandte sein, mussten es aber nicht. In einer recht kleinen, geschlossenen Gruppe dürfte die Chance, daß es Verwandte waren, aber recht hoch gewesen sein.
Und wenn die Kinder ohnehin lange gestillt wurden, war vermutlich nicht nur eine Frau in der Gruppe imstande, Kinder zu versorgen. Leksch zu sein, konnte sich damals keiner erlauben, also werden die Kinder auch eine verwandte Brust angenommen haben - mal stillt dann eben die eine, mal die andere, es sei denn, eine Frau hat Laktationsprobleme. Ich glaube nicht, daß die Sippe das Kind aufgegeben hätte, wenn die Ernährungslage der anderen Mütter es hergegeben hätte, daß sie dann eben mitstillen. Und wenn eine Frau sich im Jagdgeschick ausgezeichnet hat, mag der Zusatz an Beute das eigene Stillen mehr als ausgeglichen haben.
Die Frage, was damals "häufig" war, läßt sich rückwirkend kaum beantworten - wir kennen keine der damaligen Kulturen, Schriftzeugnisse und Videoaufnahmen liegen nicht vor, und selbst gegenwärtige vage vergleichbare Kulturen geben unter Umständen ein verzerrtes Bild.
Aber unsere versteinerte "Kerl/Weib"-Polarität dürfte jüngeren Datums sein. Ich sehe wenig Grund dazu, sie weiter zurückzuextrapolieren als unbedingt nötig. Biologische Unterschiede erzwingen keine strikten Rollenmodelle, es reicht, wenn eine Gesellschaft sie im Mittel beachtet und daneben individuelle Fähigkeiten nutzt, wie es sich ergibt.