...wird es Zeit, die Register zu wechseln und die Tragweite der um sich greifenden Sprachbeschädigung auch in medienökologischer, politpädagogischer und psychosozialer Hinsicht auszumessen.
Hört hört, denke ich, da kündigt einer höchsten theoretischen Anspruch an.
Dabei versorgen uns gerade Letztere seit einigen Jahren mit einer neuen, in keinem Präventionskatalog vorgesehenen Form von Desinformation, die tagtäglich in unsere Meinungsbildung einfließt, und die selbst dann ihre manipulative Aufgabe erfüllt, wenn sie bemerkt wird, weil es meistens am nötigen Hintergrundwissen fehlt, sie zu korrigieren.
Dieser Satz könnte von mir stammen, nur ein stutzig machendes Detail nicht. Dieses einschränkende 'seit einigen Jahren' deutet an, dass Dell'Agli nicht das meint, was ich damit ausgedrückt haben würde. Nämlich selbstverständlich inhaltliche Verzerrungen, Durchsetzung mindestens tendenziöser, oft schlicht wahrheitswidriger Narrative durch permanentes Wiederholen und gezieltes Auslassen.
Nein unser in seiner männlichen Ehre angefasster Autor meint nur die zum Teil, bei weitem nicht durchgehend verwendeten in der Absicht, nicht unbedingt in der Wirkung geschlechtsneutralisierenden Sprachregelungen. Die Verrenkungen, etwa den im mündlichen Vortrag eingebauten klitzekleinen Hiatus zwischen männlicher Form und weiblichem Suffix. Oder noch waghalsiger gleich rein weiblich, ohne Hiatus. Erschröcklich verwirrend sei das, sprachbeschädigend, irreführend, ja perfid. Seine moralische Empörung findet kein Ende, geht schon in Schnappatmung über.
Wo doch in Wahrheit die Männer die Benachteiligten seien, die schwere Dreckarbeit machten, im Krieg stürben. Und nun kommen diese Medienschnösel daher und machen sie aufgrund eines unsinnigen Hypes auch noch unsichtbar. Ja hat denn die Ungerechtigkeit nie ein Ende? Immerhin habe "das Männliche, (...) praktisch alle Berufe und durch sie die gesamte Zivilisation hervorgebracht..." während die Weiblein sich mit "der Reproduktion und der Erziehung des Nachwuchses" immerhin nützlich gemacht hätten.
Die sprachpolizeiliche Anweisung, "diskriminierungsfreie Sprache" zu verwenden, kommt also dem Befehl gleich, einer falschen Vorstellung vom Machtgefüge des Geschlechterverhältnisses Ausdruck zu verschaffen.
Wo dieses doch Herrgott-gewollt und ewig ist...
Noch selten hat man ein Männchen so sprachgewaltig und unter Aufbietung seiner gesammelten geistigen Kräfte sich so borniert äussern gehört. Nicht im Traum würde Dell'Aglio einfallen, dass seine Argumentation geradezu als schlagender Beweis für die Sinnhaftigkeit des Angriffes auf die die Geschlechterrealität nur zu genau spiegelnde Sprachform aufgefasst werden könnte. Dass er seinem Anliegen einen riesigen Bärendienst leistet, alles bestätigt, was sprachpuristischer Feminismus seit Pusch je legitimierend für seine Sicht der Dinge geäussert hat.
Eine epochale Selbstentblössung. Fremdschämen ist angezeigt.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.09.2021 19:42).