Das ein Bild hängt ist aber nun nicht die zentrale Eigenschaft eines Bildes. Es kann auch stehen oder liegen. Zentral ist, dass es ein Mensch gemalt (oder heute eben ausgedruckt oder kopiert oder wie auch immer) hat. Und genau dort liegt auch die vermutete Wortherkunft. Und wir wissen das, ohne es je explizit gelernt zu haben.
Gegenbeispiele gibt es natürlich, das liegt in der Natur der inzwischen globalisierten Welt. Und unerklärbare Ausnahmen gibt es wahrscheinlich auch immer. Wenn jedoch ein relativ neues Wort mehr aus der Fremdsprache übernommen wird, in der es jetzt in der neuen "Erfindung" genutzt wird, also beim Computer beispielsweise aus dem Englischen (to compute, in Deutschland hat man ja eher Rechner gesagt), dann kann das natürlich dazu führen, dass, je nach Weltbild, ein Computer als ein abstraktes Konzept verstanden wird.
Wobei wir eigentlich auch wieder beim Thema wären. Sprache drückt natürlich ein Weltbild aus. Das wird doch spätestens beim Lesen von Orwell klar. Ich kenne auch eine interessante Untersuchung bezüglich der Beschreibung von Bildern, leider finde ich den Link nicht: Stellen Sie sich ein Bild vor. Zwei Personen auf einer Straße, ein Haus auf einem Hügel. Wenn man nur sehr kurz Zeit hat das Bild anzusehen und es dann in einem Satz sofort beschreiben soll, neigt der deutschsprachige Betrachter eher dazu zu sagen "Personen gehen auf ein Haus zu", während der englischsprachige sagt "people are walking on the street". Der Fokus liegt also auf ganz anderen Merkmalen und das nach Theorie nur wegen der jeweiligen Sprache.
Die englische Variante des Genderns - nämlich den aktiven Kampf einiger Frauen auf die weibliche Form zu verzichten (z.B. die bekannten Schauspielerinnen die eben nicht "actress" sondern "actor" sein wollen) - kann ich durchaus nachvollziehen. Keine Extrawurst sondern tatsächliche Gleichbehandlung. Das ergibt innerhalb des Englischen auch Sinn, denn eigentlich spielen Geschlechter da ja keine Rolle.
Man kann auch die andere Richtung betrachten. Denken Sie an die ganzen weiblichen Verbrecher in der Zeitung... also die, die eben nicht vorhanden sind.
Wie kann man also grundsätzlich einfach so und ganz grundsätzlich das Anliegen abstreiten? Die Art und Weise wie damit umgegangen ist natürlich falsch. Aber genau so ist es falsch deswegen zu beleidigen oder jeden Fürsprecher als bescheuert zu titulieren. Zwang ist falsch und auch eine solch tiefgreifende Veränderung der Sprache ist falsch. Und dennoch, an dem Gedanken mag grundsätzlich vielleicht doch etwas sein.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (06.09.2021 15:31).